Durch den Rammbock geweckt - Hausbesetzung in Zug beendet


Nach der Hausbesetzung durch rund achtzig Jugendliche an der Gubelstrasse 12 vor einer Woche kam es gestern Morgen genau eine Woche später zur freiwilligen Räumung des Gebäudes. Laut Polizei waren am Freitagmorgen sechs Personen betroffen. Kurz vor neun Uhr weckten die Polizisten die noch schlafenden jungen Frauen und Männer und teilten ihnen mit, dass sie eine Stunde Zeit hätten, um das Haus zu verlassen. Hausbesetzer M. N.*: «Wir wurden durch den Rammbock geweckt, und das Räumungskommando drang in den Raum ein.» Die Polizei beruft sich auf die Abbruchbewilligung, die der Stadtrat diese Woche erteilt hatte, sowie auf die Strafanzeige gegen die Hausbesetzer, die der Grundstückeigentümer in der Folge eingereicht hatte. Auf Grund dieser Sachlage habe für die Polizei kein rechtlicher Spielraum mehr bestanden.

Wohnen auf dem Parkplatz

Eugen Marty, Chef Regionenpolizei, betont jedoch, dass die Räumung «absolut friedlich, sogar kooperativ» verlaufen sei. Die Besetzer hätten Möbel abtransportiert, gleichzeitig seien Baumaschinen aufgefahren. «Gegen zehn Uhr», sagt Marty, «hat die Polizei erneut kontrolliert, ob sich noch Personen im Haus befinden. Dann ging der Abbruch los.»

Sehr erleichtert, dass ein Konflikt verhindert werden konnte, ist auch Sicherheitsdirektor Hanspeter Uster: «Es kam nicht eigentlich zu einem Polizeieinsatz. Das ist dem verhältnismässigen Vorgehen der Polizei zu verdanken, aber auch die Hausbesetzer haben dazu beigetragen, dass es nicht zur Konfrontation kam.»

Die Hausbesetzer allerdings äussern sich enttäuscht. Zwei Jahre lang geschehe nichts, dann könne innert weniger Tage alles erreicht werden. «Auf einem Parkplatz kann niemand wohnen», sagen sie und verweisen auf die vorläufige Absicht des Eigentümers (siehe Kasten).

Vom Versuch, zu vermitteln

Dem Sicherheitsdirektor liegen keinerlei Hinweise darüber vor, ob die Hausbesetzer von irgendeiner Seite instrumentalisiert worden seien. Nach Eingang der Abbruchbewilligung und praktisch gleichzeitig mit dem Strafantrag hat Hanspeter Uster das Gespräch sowohl mit dem Hauseigentümer als auch mit den Hausbesetzern gesucht. Das Hauptziel sei immer gewesen, betont er, einen Einsatz zu verhindern. Dafür habe er in den letzten Tagen sehr viel Zeit investiert. Er habe beim Verein Zuger Jugendtreffpunkte bewirken können, dass dieser mit den Besetzern über allfällige Möglichkeiten einer Raumnutzung im «Podium 41» oder in der «Industrie 45» in der Stadt Zug zu sprechen bereit sei. Das haben die Hausbesetzer jedoch ausgeschlagen, weil dort die Möglichkeit der Selbstverwaltung fehle. Abgelehnt haben sie vorläufig auch die Teilnahme am «runden Tisch».

Besetzer M. N. begründet: «Wir wollen zum jetzigen Zeitpunkt nicht Grundsatzdiskussionen führen, sondern unsere konkrete Forderung nach einem selbst verwalteten Raum beantwortet sehen.» Der Sicherheitsdirektor hat sich auch um die Gesprächsaufnahme zwischen Besetzern und Eigentümer bemüht - allerdings erfolglos.

Zuger Zeitung


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