Toulouse, Frankreich: Schwule und Lesben im Belagerungszustand |
Schwule und Lesben im Belagerungszustand
Infos zur neuen schwullesbischen Besetzung in Toulouse, Frankreich
Am 12. Juni wurde in der Toulouser Innenstadt ein ehemaliges Fabrikgebäude besezt, dessen Besitzerin die Stadt ist. Diese Besetzung ist entstanden aufgrund der Räumung des “ Sissy ”, dem 1. Tuntenhaus Frankreichs, das im Februar besetzt worden war. Das nun besetzte Fabrikgebäude wird von 12 Personen bewohnt, 6 davon bilden die Gruppe der eigentlichen Bewohner, hinzu kommen 6 solidarische Schwule und Lesben (letztere aus dem besetzten Frauenhaus in Toulouse).
12. Juni 03: Besetzung des Gebäudes 38, rue d’Aubuisson, 31000 Toulouse
Dann: Mobilisierung von Medien (Presse, Radio)
19. Juni 03: Besuch der Polizei und eines Gerichtsvollziehers. Die Stadt veranlasse, das besetzte Gebäude Tag und Nacht von privatem Wachpersonal (Securitas) bewachen zu lassen.
Seither: Die Securitas lassen niemanden das Haus betreten und auch niemand das Haus verlassen. Dies scheint ein illegales Vorgehen zu sein. Drinnen sind die 12 Lesben und Schwule wie im Gefängnis. Es gibt in dem Gebäude weder Wasser noch Strom. Die Stadt hätte allerdings die Macht, den BewohnerInnen Strom und Wasser zugänglich zu machen. Das Gefängnis ist ein schwieriger Lebensstil, doch wollen die BewohnerInnen ihren Widerstand fortsetzen.
erste lokale Solidarität: Die örtliche BesetzerInnenbewegung hat zur Solidarität aufgerufen. Die BesetzerInnen der Rue d’Aubuisson werden mit Wasser und Essen durch’s Fenster versorgt. Solidarisch findet seit dem 20. Juni jeden Morgen ein SympathisantInnen-Frühstück auf der Strasse vor dem Haus statt. Dabei werden verschiedene Flugblätter an PassantInnen verteilt.
21. Juni 03: Die Securitas-Leute werden immer homophober, sexistischer und agressiver. Auch betrinken sie sich während ihrer “ Arbeit ”. Die Agressionen ihrerseits nehmen deutlich zu, sowohl gegen die BewohnerInnen als auch gegen SympathisantInnen. In betrunkenem Zustand hat ein Securitas einer solidarischen Sympathisantin den Fotoapparat zerschmettert. Immer häufiger werden die homophoben Sprüche. So richtige Gewalttätigkeiten haben die Securitas bisher nur an ihren Diensthunden ausgelassen.
23. Juni 03: Am Abend findet ein Essen statt mit vielen Sympathisantinnen auf der Strasse vor dem besetzten Gebäude. Die Stimmung ist ganz gut.
Justiz: Inzwischen wurden die BesetzerInnen kurzfristig zu einer Gerichtsverhandlung geladen, und dies bereits am 24. Juni. Weder die BewohnerInnen noch ihre Anwältin werden dort erscheinen, zumal die Frist viel zu kurz ist, um die Verhandlung vorzubereiten.
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Wie kannst du solidarisch sein?
Moralische und materielle Unterstützung kannst du leisten, wenn du direkt in die 38, rue d’Aubuisson kommst.
Eine Petition auf Papier ist in Toulouse im Moment im Gange, allerdings noch nicht per e-mail.
Ihr könnt uns Mut machen, indem ihr uns anruft (+33 610 05 62 66) oder uns eine liebe Nachricht schickt (lavie.enrose@voila.fr) (auch Deutsch kann hier verstanden werden). Post können wir leider nicht kriegen.
Ihr könnt in Eurer Standt oder in Eurem Land eine Aktion starten vor der diplomatischen oder konsularischen Vertretung Frankreichs.
Ihr könnt Euren Missmut der Stadtverwaltung kund tun, indem ihr sie anruft (+33 561 22 29 22) oder ihr ein fax schickt (+33 561 22 23 08). Für das Fax könnt ihr auch den untenstehenden Vordruck verwenden (den man übrigens auch per Post schicken kann). Ihr könnt den unterschriebenen Vordruck auch per e-mail an die Stadtverwaltung schicken (über http://www.mairie-toulouse.fr/).
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Gedankt sei hier herzlichst allen, die uns in jeglicher Form unterstützen.
Vorlage zum Verschicken:
Philippe Douste-Blazy mairie de Toulouse Place du Capitole 31 000 Toulouse
Monsieur le Maire,
Par la présente, je vous exprime mon profond désaccord face à votre volonté d’expulsion du 38, rue d’Aubuisson. Ce lieu héberge actuellement une douzaine de personnes homosexuelles en situation précaire (Rmistes, chômeurs, sans revenus) qui souhaitent transformer ce bâtiment (inoccupé depuis 5 ans) en un lieu d’habitation et une Maison des Homosexualités. La création d’une MDH est promise par la mairie de Toulouse depuis 4 ans sans aboutir à rien de concret. Ce lieu PEUT et DOIT exister. Les pressions qu’exerce la Mairie sur les HabitantEs sont INACCEPTABLES !!
C’est pourquoi je demande le retrait des vigiles postés 24h/24, l’annulation du procès et le début de véritables négociations.
Je vous remercie pour l’attention que vous porterez à ma requête
Signature…
Nuttella de Lirio