Demobericht "Molino" aus Lugano (Schweiz) 19.10.02


Aufgrund der polizeilichen Räumung des C.S.O.A."il Molino" am frühen Freitagmorgen, fand eine kurzfristig auf Samstagnachmittag angekündigte Demo statt in Lugano. Ca.500 Leute fanden sich beim Sportstadion ein um gegen die Räumung des autonomen Zentrums und gegen die Ausschaffung der ca.40 EcuadorianerInnen, welche sich zum Zeitpunkt der Räumung im Molino befanden, zu protestieren.

Autonome, StudentInnen, alt und jung bis sehr jung, vorallem TesinerInnen und einige aus Bergamo und Napoli Angereiste fanden sich beim Besammlungsort ein. Viele Transparente, Soundwagen, Trommeln und die warme Sonne sorgten für gute Stimmung. Viele "Molinos" waren übernächtigt, viele konnten die Situation noch nicht kapieren...

Gegen 14.30. setzte sich der Demozug in Bewegung Richtung Stadtzentrum, begleitet von auffallend viel Presseleuten. Die Polizei beschränkte sich auf das Regeln des Verkehrs und das Fotografieren...

Unterwegs gab es immer wieder Halte mit kurzen und kämpferischen Reden. Es wurden lautstark Parolen gerufen( Molino vive"/ "pagherete tutto, pagherete caro"/ "resistenzia oggi e sempre"/ "Patrizia a berna al calcioculo"->Erklärung dazu gegen Schluss)und es schlossen sich laufend Menschen an. Von der Bevölkerung gabs teilweise Sympathiebekundungen.

Mitten im Stadtzentrum auf einem Platz mit Cafes wo sich auch die Stadtverwaltung befindet hat sich die Demo in eine "Reclaim the streets"Party umgewandelt. Wieder wurden engagierte Reden gehalten: es sprach sich eine Mutter für Freiräume für Jugendliche aus, ein politisches Gedicht wurde vorgetragen und es gab eine Rede zur Situation von Illegalisierten in der CH... Die Stimmung war emotional und ausgelassen, einige kaffeetrinkenden Touris waren irritiert; die Flugis waren längst alle verteilt...Es wurden noch Papierflieger gebastelt mit daraufgeschriebenen Forderungen(gegen Räumungen/ Besetzen!/ für Selbstbestimmung und Freiräume!)und durch die Gittertore der Stadtverwaltung geworfen.

Nach ca. 1.5 Stunden wurde bei sinkenden Temperaturen zum Aufbruch aufgerufen. Noch ca. 250 Leute zogen mit dem Soundwagen erneut durch die Strassen der Innenstadt um bis zur Nacht auf einem anderen öffentlichen Platz ihre Forderungen auszudrüchen. Nach dem Motto: Wenn ihr uns das Molino nehmt, nehmen wir uns die Strasse!

Es werden für nächste Woche weitere Aktionen geplant, nähere Infos werden noch bekanntgegeben. Am nächsten Samstag soll es in Lugano eine internationale Häuserkampf- Demo geben. Kommt zahlreich!

  Zum aktuellen Stand der Dinge:

Bei der Räumung am Freitagmorgen um 6.00 wurden 40 EcuadorianerInnen und 30CH-Leute verhaftet. Nach ca.6 Stunden kamen die CH-Leute wieder raus; die EcuadorianerInnen wurden in eine Zivilschutzanlage in Vacallo bei Chiasso gebracht und werden ausgeschafft( wahrscheinlich nach Italien).

Nach der Räumung konnte ein Mensch aus dem Molino mit 100(!) Polizisten Material, persönliche Gegenstände und die Compis aus dem Molino bringen. Anschliessend wurde das Molino dichtgemacht, die Fenster zugemauert und die Polizei hält die Brücke der Zufahrtsstrasse "besetzt" und lässt niemensch passieren.

Zur Räumung kam es, weil Patrizia Pesenti, vom rechten Flügel der Tessiner SP und Grossrätin der Exekutive (consigliera di stato del dipartimento opere sociali-DOS)diese angeordnet hatte.

Die Molinos wurden nicht über die bevorstehende Räumung informiert, wohl aber wusste die Presse(TSI) schon am Donnerstagabend davon.

Wer hat uns verraten- Sozialdemokraten!!

Die Räumung war ein Angriff auf die sozialen Strukturen derjenigen Menschen, welche sich Freiräume selbst erkämpgt haben und ihre Utopien versuchen zu leben!!!

Doch die Ideen lassen sich nicht vertreiben, wir leisten Widerstand und kämpfen weiter!!

Es lebe das Molino!!!!Molino vive!!!

[squat!net]


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