Bericht zur Paech-Brot-Fabrik


Wir wollen nicht nur das Stück Brot, wir wollen die ganze Fabrik!

Wir haben heute mit rund 100 Menschen bei strömendem Regen im Stephankiez in Moabit demonstriert und vor der Paech-Brot-Fabrik eine Kundgebung abgehalten. Dabei wurden wir von vier Hundertschaften der Berliner Polizei begleitet. Eine weitere Hundertschaft mit Hundestaffel hielt das Fabrikgelände unter Kontrolle, während im Hintergrund Wasserwerfer bereitstanden.

Wir hatten uns jedoch versammelt, um Öffentlichkeit für unser Projekt zu schaffen, und nicht, um in Anwesenheit der Staatsmacht eine Wiederbesetzung durchzuführen. Am 6.7.2002 hatten wir die Paech-Brot-Fabrik in Moabit besetzt - ein Gelände, das seit Jahren ungenutzt leersteht und dessen Gebäude sinnlosem Verfall und Vandalismus ausgesetzt sind. Mit der Besetzung wenden wir uns gegen den Leerstand von potentiellem Lebensraum und überteuerte Mieten im Regierungsbezirk, aber auch gegen Einsamkeit, Konkurrenz und den Ausverkauf unserer Arbeitskraft in den wachsenden Billiglohnsektor. Wir wollen auf dem Gelände der Paech-Brot-Fabrik ein soziokulturelles Zentrum einrichten, in dem Menschen gemeinschaftlich wohnen und arbeiten können, das Raum bietet für selbstbestimmtes Leben, nichtkommerzielle Kultur und Politik. Am 6.7.02 sind wir gemäß der traurigen Tradition, die rechte Innensenatoren in der sogenannten Berliner Linie zementiert haben, innerhalb weniger Stunden geräumt worden.

Wir haben das Interesse an der Paech-Brot-Fabrik dadurch keineswegs verloren. Die Besetzung war für uns nur der erste Schritt: Wir wollen mit der Stadt und den EigentümerInnen Verhandlungen um das Gelände führen.

Schon lange existiert ein Sanierungsplan, der für das Gelände der ehemaligen Brotfabrik eine gewerbliche Mischnutzung vorsieht, aber bis heute nicht umgesetzt wurde. Unser Interesse an der Brotfabrik ist kein wirtschaftliches sondern ein sozialpolitisches. Wir wollen auf dem Gelände der Paech-Brot-Fabrik ein soziokulturelles Zentrum einrichten, in dem Menschen gemeinschaftlich wohnen und arbeiten können, das Raum bietet für ein selbstbestimmtes Leben, nichtkommerzielle Kultur und Politik.

Unmittelbar vorgesehen sind ein Wohnprojekt, Kneipe und Küche, Veranstaltungsräme, Werkstätten und Übungsräume. Darüberhinaus sind eine teilgewerbliche Nutzung durch Läden und die Ansiedlung externer Projekte für eine spätere Phase angedacht. Die Paech-Brot-Fabrik liegt im Sanierungsgebiet Stephankiez. Der Stephankiez ist ein Altbauquartier aus der Gründerzeit und mit Ausnahme des Fabrikgeländes dicht besiedeltes Wohngebiet.

Der Regierungsbezirk Mitte hat seinen BewohnerInnen aus den unteren Einkommensgruppen zunehmend weniger zu bieten.

Der Kiez um die Paech-Brot-Fabrik zählt zu den Hintertreppen des Regierungsviertels. Während am Lehrter Bahnhof die Hauptstadt verchromt und verglast wird, bestimmen hier leerstehende Läden und vernachlässigte Häuser das Bild.

Wir wollen in Eigeninitiative eine Alternative zu dieser sozialen Monokultur schaffen und mit aktiver Nachbarschaftshilfe, nichtkommerzieller Kultur, interkultureller Begegnung und Jugendarbeit dazu beitragen, daß Berlin auch als Hauptstadt und Metropole ein menschliches Antlitz behält.

Wir verhandeln mit dem Bezirk über eine selbstverwaltete, preisgünstige Umsetzung des ohnehin vorhandenen Sanierungsplanes.

Damit stoßen wir auf viel positive Resonanz und Unterstützung bei den AnwohnerInnen, was uns in unserem Anliegen bestätigt und bestärkt. Auch heute haben sich AnwohnerInnen spontan an der Demonstration beteiligt.

Wir werden den Kampf um ein soziokulturelles Zentrum auf dem Gelände der Paech-Brot-Fabrik fortsetzen.

Die FabrikbesetzerInnen/Hexenkessel e.V. in Gründung

[squat!net]


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