Besetzer verhinderten Eigentümerwechsel


Die Geschichte um das besetzte Haus Parkallee 5 hat plötzlich einen neuen Dreh bekommen. Eigentümer der Villa aus dem Jahre 1907 ist nämlich nicht das Bremer Unternehmen Weser Wohnbau, sondern nach wie vor der Verkäufer, ein Bauingenieur in Vollersode.

Ob es nun reiner Zufall oder eine geschickte Platzierung des Termins war, ließ sich gestern nicht ermitteln. Fakt ist, dass die hübsche Villa direkt am Bahndamm genau zum Zeitpunkt der formellen Übergabe besetzt wurde. Am Freitag überwies Weser Wohnbau den Kaufpreis an den bisherigen Eigner, und bevor es zur offiziellen Schlüsselübergabe mit notarieller Beurkundung kam, zogen die Besetzer ein.

Nun erklärt Geschäftsführer Manfred Zimmermann für die Firma Weser Wohnbau: „Wir haben einen Vertrag über die mieter- und nutzerfreie Übergabe des Gebäudes. Da dies nicht erfolgt ist, bleibt die Kaufsumme auf einem Notaranderkonto.“ Das heißt: Weser Wohnbau hält sich aus allem Zwist um das zum Abriss bestimmte Gebäude heraus und wartet ab, was passiert. Nach dem Abriss soll dort ein privates Schulungszentrum entstehen.

Die Polizei wartet ebenfalls ab. Vom Verkäufer ist zu hören, dass er keinen „Krieg in Bremen“ wolle und auf eine friedliche Lösung hoffe. Er legt Wert auf den Hinweis, dass die Villa fachmännisch entkernt wurde, das alte Treppenhaus und die Bodenbohlen also zur Wiederverwendung herausgenommen wurden. Nach seiner Darstellung hat das Gebäude keinerlei historischen oder ökonomischen Wert, weil es billig gebaut und immer wieder repariert worden sei. Ohne Wärmedämmung wäre es nicht mehr zu vermieten gewesen.

Die jungen Besetzer riskierten nach Ansicht des Noch-Eigentümers Kopf und Kragen, wenn sie sich jetzt in dem Haus ohne Treppen, Fußböden, Strom, Wasser und Heizung einnisteten. „Ich warte nur, bis der Krankenwagen vorfährt und Schwerverletzte abtransportiert.“ Die Besetzer sehen sich indessen auf einer Welle der Sympathie. Studentin Hilda: „Wir haben inzwischen Strom von einem Nachbarn, andere bringen Holzbretter für die Fußböden oder Essen vorbei.“ Inzwischen gebe es zwei Schlafräume, und insgesamt mache die Instandsetzung gute Fortschritte.

In einer Presseerklärung hieß es gestern: „Wir fordern eine vorläufige Duldung sowie die Einrichtung von festen Anschlüssen für Strom, Wasser und Heizung für ’unser’ Haus. An den Bremer Senat ging der Appell, sich gegen den Abriss von erhaltenswerter Altbausubstanz und für die Erweiterung des Denkmalschutzes einzusetzen.

[squat!net]


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