Nach einem kurzen Intermezzo ist Bremen wieder eine hausbesetzerfreie Zone


Ein Sondereinsatzkommando der Bremer Polizei hat gestern Morgen um sieben Uhr das besetzte Haus in der Parkallee 5 geräumt. Etwa 20 Beamte stürmten die Gründerzeitvilla mit Leitern über den Balkon. "Die Haustür war ja verbarrikadiert - da kamen wir nicht rein", rechtfertigte Polizeisprecher Frank Kunze den Einsatz. Während eine Polizei-Hundertschaft das Gelände absperrte, begann ein Bagger im Auftrag der Weser Wohnbau GmbH gleich im Anschluss, das Gebäude zu demolieren und damit unbewohnbar zu machen. Die 20 BesetzerInnen im Alter zwischen 17 und 40 Jahren, die sich morgens im Haus aufhielten, hatten mit dem Einsatz nicht gerechnet. "Wir sind überrascht worden", gab ein Sprecher zu. Der Polizeifunkscanner, den die Polizei in dem Gebäude gefunden habe, sei auf den falschen Kanal eingestellt gewesen, sagte Kunze:

"Deshalb haben die Besetzer unsere Anfahrt nicht bemerkt."14 der unerwünschten Nutzer verließen das Gebäude in Polizeibegleitung, sechs weigerten sich, die Leitern zu benutzen. Wegen fehlender Treppenaufgänge wurden sie daraufhin mit Klettergurten abgeseilt. "Es gab aber keinen Widerstand", stellte Kunze klar. Nach der Feststellung ihrer Personalien kamen die BesetzerInnen gegen 14 Uhr wieder frei. Sie müssen sich wegen Hausfriedensbruchs verantworten. Der Besitzter äußerte sich gestern ebenso erfreut wie Innensenator Kuno Böse (CDU), der sich über das Ende des "rechtsfreien Raumes" in der Parkallee freute: "Wir werden auch künftig dafür sorgen, dass sich eine Hausbesetzerszene in Bremen nicht etablieren kann."

Das etwa hundert Jahre alte Haus an der Bahnlinie war am Samstag vor einer Woche besetzt worden, nachdem es fünf Jahre lang leer gestanden hatte. Die BesetzerInnen hatten den Eigentümern vorgeworfen, das Gebäude als Spekulationsobjekt zu missbrauchen. Statt eines Büroneubaus, wie ihn die Käuferin Weser Wohnbau plant, wollten sie in dem Haus ein selbstverwaltetes Wohn- und Kulturprojekt einrichten.

taz Bremen Nr. 6690 vom 2.3.2002, Seite 25, 28 Zeilen (TAZ-Bericht), hoi,


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