Köpi verteidigen / Spekulanten vertreiben


Kurz die Vorgeschichte:

Wie wir -hoffentlich- alle wissen, ist die Köpenickerstrasse 137 das autonome Wohn- und Kulturprojekt Berlins.

Kurz nach der Öffnung, im Feb. 1990, wurde die Köpi von Wessis im Ostteil der Stadt, (zwischen Mitte Und Kreuzberg) besetzt. Zwischen '91 und '93 konnten Verträge abgeschlossen werden.

Seither bietet das Haus für ca. 40 Menschen, mit Kind und Kegel, Lebens- und Wohnraum. Im Garten nutzen Menschen die Möglichkeit, in Wagen zu leben. Vokü, Sonntagsfrühstück, Kino, Soliveranstaltung, Konzert, wie auch Bar sind jeder/ jedem zugänglich und werden zum Selbstkostenpreis geführt.

1996 kam eine fristlose Kündigung rein, obschon reguläre Mietveerträge vorhanden waren. Dem wurde natürlich nicht nachgekommen und es folgte eine unruhige Zeit für die KöpianerInnen, wobei durch einen Prozeß bewiesen wurde, daß eine Räumung nicht rechtlich haltbar war.

Mit dem Konkurs (Schulden an die 3,8 Mio DM) des Besitzers, namentlich Petersen + Partner KG, kam das Haus '98 über die Berliner Commerzbank zum Zwangsverwalter und soll nun, '99, versteigert werden für 5,4 Mio DM. Ein Grossinvestor hat bereits Pläne, die nicht nur die Köpi betreffen, sondern auch das ganze anliegende Gelände - also auch die Wagenburgen, (insgesamt 1'902 Quadratmeter). Ein sicherlich nicht alternatives Kulturzentrum soll dort errichtet werden und eine Botschaft, die bereits in Vorverhandlungen steht, will Einzug halten. Natürlich liegt es im Interesse der Commerzbank einen möglichst hohen Verkaufspreis zu erlangen (Mindestgebot bei 3,8 Mio DM), so das keine Möglichkeit für die Köpianer besteht, das Grundstück selbst zu ersteigern.

Demo am 13. Februar:

Durch die plötzliche Gefahr, einen so wichtigen Ort in Berlin zu verlieren, hat sich die "Szene" zusammengerafft und am letzten Samstag, dem 13. Feb., zu einer Grossdemo durch Kreuzberg mit dem Motto: "KÖPI VERTEIDIGEN / GEGEN UMSTRUKTURIERUNG UND VERTREIBUNGSPOLITIK " organisiert. Von überall her sind sie gekommen (sogar eine Handvoll aus CH) und haben einen Kuchen von 2'000 Menschen gebildet. ("Die Polizei meint, wir seien 1'000. Aber wir sind mehr.").

Selbst die Presse ist zahlreich erschienen, darunter auch das berühmte Assi-TV.

Auf dem Besammlungsplatz haben die Bullen alle Personen kontrolliert, und schon gleich kam es zu den ersten körperlichen Auseinandersetzungen. Eine Stunde nach Plan, zog der Demozug endlich los. Doch sogleich versuchten die Bullen einzelne Leute aus der Demo zu prügeln.Dabei schlugen sie wahllos auf die Nächstbesten ein und nahmen 27 Menschen fest. Durch diesen brutalen Polizeieinsatz wurden 10 DemogängerInnen und 8 Bullen verletzt. Nach mehrfachen Hinweisen der Demoorganisation, daß dies eine bewilligte Kundgebung war, und die Bulleria sich verpissen soll, ließen die "Grünen" ihre aggressiven Störungen bleiben, begleiteten aber weiterhin den nun friedlichen Demozug bis zum Schluss. Sogar die Sonne entschied, hervor zu kucken, und es kam zu keinen weiteren Zwischenfällen mehr. Nach 2 1/2 Stunden Fussmarsch und planmässig eingehaltener Route, war die Demo beendet.

Kundgebung am 16. Februar:

Aber gleich Dienstag morgen war dann schon wieder Aktion angesagt. Um 9.00 Uhr trafen sich 250 wetterfeste Frühaufsteher vor dem Amtsgericht Mitte, wo die Versteigerung stattfand. Obwohl noch Platz im Saal war, wurde niemand eingelassen. Mit viel Lärm und Musik gegen die Kälte wurde der Unmut kundgetan. Das Aufgebot der Polizei war wieder massiv, doch verhielten sie sich ruhig hinter ihren Barrikaden. Gleichzeitig fand vor der Deutschen Botschaft in Warschau eine Solikundgebung für die Köpi statt. Nach 1 1/2 Stunden wurde die Versteigerung abgebrochen, da kein Angebote eingingen !!!

So bleibt bis zum nächsten, noch nicht bekannten Versteigerungstermin die Köpi das linksradikale Kultur- Kommunikationszentrum Berlins. Zudem feiert sie nächsten Freitag, dem 19. Feb., ihren 9. Geburtstag.

Wir gratulieren !

Und die Köpi bleibt !

Radio Lora, Züricher Lokalradio


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