Das ist unser Haus
- und so soll es auch bleiben!


Ulrike Steglich, deines Zeichens Angehörige der schreibenden Zunft. Von dir ist zu lesen im Scheinschlag und Straßenfeger.
Aufgefallen bist du weniger durch deinen scheußlichen Stil, als vielmehr durch dreiste Behauptungen vom Schlage, die Pariser Commune sei der frankophile Ableger der K1 unter dem Diktat des Kaziken Dubcek... - Im euphemistischen - verzeih! - will heißen übertragenen Sinne liebe Ulrike, im übertragenen Sinn!


Nach langen und kräftezehrenden Diskussionen beschließen die BewohnerInnen eines ehemals besetzten und seit ´92 legalisierten Hauses den Auszug von mehrheitlich kurzzeitigen MitbewohnerInnen, die in noch kürzerer Zeit das Kunststück vollbrachten, nahezu alle BewohnerInnen gegen sich aufzubringen. Was war geschehen, in einem, NachbarInnen werden´s bestätigen, Gebäudekomplex, der durch vieles auffällt, nicht aber durch übertriebene „Ruhe, Ordnung und Sittsamkeit". Im Gegenteil!
Kurz gesagt, gelang es besagten die einfachsten Voraussetzungen für gemeinsames Wohnen nicht nur einfach zu ignorieren, vielmehr wurde von einigen der `Freiraumgedanke´ kurzerhand in ein Gratisticket für den eigenen Ego-Trip umdefiniert. Mit dem Resultat ständig über die Grenzen anderer wegzugehen. Dies nicht nur theoretisch, sondern auch ganz praktisch und handfest... .
Die Liste der Grenzverletzungen soll hier nicht wiedergegeben werden. Bei gesteigertem Interesse empfehlen wir „High Noon", eine Stellungnahme der BewohnerInnen der Brunnenstraße.
Zurück zum Artikel im Scheinschlag und Straßenfeger:

Dein Problem, mit der Auszugsforderung und dem Entschluß diesen auch umzusetzen, Ulrike, so schreibst du, sei dabei, „daß ein Mieter seinen Nachbarn, auch wenn der nervt, nicht einfach räumen, bzw. selbst auf die Straße setzen kann." Weniger Probleme würde es dir demnach bereiten `einfach´ die Bullen zu bemühen und diese dann `räumen´ zu lassen. Damit bleibt dein Weltbild intakt und du müßtest dich weniger getrieben sehen, BewohnerInnen der Brunnenstraße zu denunzieren. Du fährst fort: „Aber in einem inzwischen legalisierten (besetzten) Haus," - ja was denn nun, Frau Steglich? - „gibt es bekanntlich mehr Möglichkeiten (...) alternative Lebensvorstellungen zu verwirklichen." Richtig erkannt, und aus diesem Grund versuchen wir Problemstellungen, die das Leben in Strukturen abseits der anonymität von `Einzimmerwohnklos´ so mit sich bringen, alternativ zu lösen. Die Betonung liegt hierbei auf „alternativ" und „lösen"! Vielleicht erscheint es dir ja als bürgerlich und überkommen, wenn wir uns in der Frage der unterschiedlichen „Lebensvorstellungen" an Rosa Luxemburg halten, die schon wußte, daß die eigene Freiheit immer ihre Grenzen an der Freiheit des/der anderen findet.

Auch die Frage, welchem Umstand es zu verdanken sei, „daß dies Projekt bis heute existiert," beantwortest du in bewundernswerter Einfachheit damit, es sei „dem Umstand zu verdanken, daß sich unterschiedliche Leute im Bezirk dafür einsetzten: vom damaligen Kulturstadtrat, bis zur Mitarbeiterin jener Wohnungsbaugesellschaft, die das Haus verwaltete" - und wieder zurück. Jawoll! Das war´n damals Zeiten, in denen diverse Stadträte und ganze Wohnungsbaugesellschaften die Häuser Straßenweise unter lethargische BesetzerInnen brachten.

Nach solch sonnigen Zeiten und in anbetracht der offenkundigen Undankbarkeit wurde initiiert, was für gewöhnlich in ähnlich gearteten Situationen initiiert wird: „einer der Punks" - (es ist hier sehr funktional, von Punks zu reden, denn diese sind per definitionem arm, unschuldig und von den gesellschaftlichen Verhältnissen unterdrückt, was im Umkehrschluß bedeutet, wer diese kritisiert, stellt sich auf die selbe Stufe, wie bspw. Ratten-Landowsky ). - wandte sich „an einen ehemaligen Bewohner der Brunnenstraße, um das Naheliegende zu tun, (...) einen runden Tisch ins Leben zu rufen. Der erste fand Ende November statt." Genau, denn alle vorherigen Gespräche zum selben Thema, auch wenn sie im Verlauf über die letzten beiden Jahre zurückdatiert werden können fanden 1. entweder nicht an einem „runden", bzw. gar keinem Tisch statt und 2. ohne dich Ulrike Steglich. Last but not least waren dies `nur unspektakuläre Plena´, und als solche nach deinem Gusto auch nicht weiter ernst zu nehmen.
Bei diesem runden Tisch „ging (es) nicht darum, Probleme in Abrede zu stellen." - Wie bei herkömmlichen runden Tischen? Unserem Plenum? - „Wohl aber, sich die Konflikte von beiden Seiten schildern zu lassen(.)" und nach den einen Schilderungen deine subjektivität absolut zu setzen (ohne allerdings Probleme in Abrede zu stellen...); mit der qualifizierten Bemerkung, dir würde es rein gar nichts ausmachen, als Frau mit „Schlampe und Fotze" etikettiert zu werden. Weiterhin seien Hakenkreuze „die Sprache der Straße" und gezogene Messer nur „kulturelle Unterschiede"? Oder war es umgekehrt? Entschuldigung, bei so viel Wendehals und ruuundem Tisch wird mir ganz schwindelig!
Dann noch ein Redakteur des `Straßenfeger´ an uns gewandt, auf die Ankündigung eines sog. Punks, er würde mit Kumpeln aus der Neuen Grünstraße und der Köpenickerstraße Menschen aus der Brunnenstraße, die seinen (ihren) Auszug verlangen, auflauern und `zusammenlegen´: „Habt euch doch nicht so, es ist doch noch niemand liegengeblieben...".

„Zur Eskalation von Konflikten gehören meist zwei" sagten in diesem Fall nicht etwa deutsche Landser, als sie ´38 begannen „zurückzuschießen", sondern schrieb Steglichs Ulrike, (offenbar Sammlerin von Bauernweisheiten), um dann den Kompromiß vorzuführen, die „Punks bis zum Frühjahr dort wohnen zu lassen - der Großteil von ihnen wolle dann sowieso ausziehen. Bis dahin solle ein wöchentlicher runder Tisch dafür sorgen, die Reizschwellen gering zu halten." Nun, abgesehen vom Umstand, daß jene Kandidaten, um die es hauptsächlich geht schon damals deutlich machten, daß sie sich von nichts und niemandem vorschreiben lassen, wann sie auszuziehen gedenken, bereitet die Aussicht auf so viel `Runden Tisch´ eher Unbehagen... .

„Sollte aber der Raußschmiß tatsächlich stattfinden, so ist das schlimmste zu befürchten (...). Unwahrscheinlich ist, daß bei einem solchen Szenario die Polizei nicht auf den Plan treten wird." - Nachtigall ick hör dir treten, äh, trapsen.
Doch auch Ulrike läßt es sich nicht nehmen in ihrem Geschreibe `Verständnis´ für die BewohnerInnen anzudeuten. Auch sie erkennt, daß es mit den von ihr so bezeichneten `Punks´ „zweifellos viel Kraft (kostet), einen Weg zum Nebeneinanderexistieren zu finden. `Multikulti´ ist schwieriger als es sich anhört." - und schneller als mensch lesen kann geht wieder ein Begriff vor die Hunde.

Zu guter letzt stellst du unbedarft die Frage, wo denn der Unterschied zu dem sei, „was ansonsten gern als Beseitigung von Freiräumen beklagt wird". Die Antwort liebe Ulrike lautet: Es ist das genaue Gegenteil, - der Erhalt und die Verteidigung von ebensolchen!

P.s.: Seek professional help!

BewohnerInnen der Brunnenstraße 7
Januar ´98


any Questions? [an die Brunnen-Crew! latuerlich wuerden wir auch gern wissen was ihr zu zu sagen habt - end ggf. auch hier veroeffentlichen...squat!net]

Hier noch der Public Key zu obiger Email-Addresse:
 
-----BEGIN PGP PUBLIC KEY BLOCK-----
Version: 2.6.2i
mQCNAzIdmekAAAEEAOD4rL6U6rtrewF9raIIOr9AmkIBmGxbYJX0yjr+LKsW35Ay
w50eoO/T0hZ87eiYv2gokQVuC84N4f2zyvzYoPTfqDsitYa3NW79/fbJSKPg6d6V
WFXG6eq9zQBFjNKeMdB4kQVcrbn0cZUW8AJ89Mswdg3c+FbySX2gHtL6O671AAUR
tARyZW5liQCVAwUQMh2Z6X2gHtL6O671AQGAwgQAmg/LyISAJSzhL8k+K9/ZRxZ9
B6jqQ8mnAA7MK1CyWqXFXmcgGR8kjeJjRIugKr1ebupCdS0iVbbbUbopcldUjBAC
VAegXVOZEO9+JKwC8pzwRO2R0YNgnRvPWj2HMLbmsT4ABp9ln7k08PtlbiryJxzt
6bgqywNgy1C3so8Zpio=
=nxAd
-----END PGP PUBLIC KEY BLOCK-----

 


zurück zur Hauptseite