Volxsport zum 29.07.:


Schönbohm läßt besetzte Häuser räumen

Wir haben heute zwei Hotels der 4-Sterne Klasse besucht: das Grand Hotel in der Friedrichstraße und das Hilton am Gendarmenmarkt. Natürlich nicht, um dort zu nächtigen. Denn das Angebot pro Bett für 345 Mark pro Nacht ist für Viele von uns die Summe, die wir monatlich vom Sozi bekommen. Nein - unser Anliegen dort war das Ablegen von mehreren Rauchkörpern in den großen Empfangshallen.

Damit wollen wir der Politik des Berliner Senats und der Schönbohmer Generalität Sand ins reibungslos laufende Säuberungsgetriebe streuen. Für die Einen bedeutet 'Perspektive Hauptstadt' bessere Verwertungsbedingungen der innerstädtischen Struktur und Nutzung des privatisierten Raumes. Für die Anderen bedeutet 'Perspektive Hauptstadt' Kündigung, Vertreibung, Marginalisierung und soziale Vernichtung. Am Dienstagmorgen wurden durch die Räumung von drei Häusern in Friedrichshain wieder die Zahl der Obdachlosen um einhundert erhöht. Wenn wir uns nicht wehren, dehnt sich der Durchmarsch der Modernisierer auf alle gesellschaftliche Ebenen aus. Wir nehmen den Konflikt ernst und werden die Räumungen und "Säuberungen" der Stadt auch weiterhin behindern.

Die Rauchkörper in den beiden Hotels gefährdeten in keinem Moment das Leben der Hotelgäste. Die Aktion richtet sich auch nicht gegen diese persönlich. Die Möglichkeit, daß Gäste aufgrund der Rauchentwicklung Angst bekommen, nehmen wir in Kauf. Was ist schon eine Minute flaues Gefühl in der Magengegend gegen die Räumung von Wohnraum, wie besetzte Häuser oder Wagenburgen, in deren Verlauf schmerzhaltere Gefühle durch hölzerne Bullenknüppel hervorgerufen werden.

Wir haben lange kontrovers diskutiert, ab wir eine Soli-Aktion für die geräumten Häuser machen, und was unsere Motivation ausmacht. Hätten wir vor geraumer Zeit einen Angriff/ Räumung eines besetzten Hauses noch als Angriff auf "unsere" Strukturen begriffen, tritt dies bei einzelnen immer weiter in den Hintergrund. Die Beweggründe müssen wir uns mittlerweile abstrakt heranziehen, d.h. wir stehen nach wie vor hinter dem Prinzip der Aneignung- sei es von Freiraum, Wohnraum oder auch Bleiberecht Eine BesetzerInnen-Bewegung gibt es nicht mehr. Nach innen wird oftmals der Freiraumgedanke damit verwechselt, in einem relativen Machtvakuum die eigene individuelle Macht umso wirksamer auszuspielen, und über alles was den eigenen aktuellen Interessen entgegenläuft, hinwegzugehen. Beispiele wie die vergangenen Konflikte in der Marchstraße oder Kinzigstraße sind keine Seltenheit und prägen eher das Bild, als die üblichen Worthülsen Freiraum, emanzipative Prozesse, Eigenverantwortung.... Nach außen wird i.d.R. nichts weiter vermittelt, was Hausbesetzungen bezüglich Beschaffung von Wohnraum oder gar von neuen, besseren Umgangsformen, wider die Ellbogengesellschaft, legitimieren könnte.

Die gelaufenen Häusertage sprechen da schon ziemlich für sich selbst: Vokü und Party, eine Woche lang...und immer schön unter sich bleiben!

Hausbesetzungen sind zur Zeit also eher verdeckte Obdachlosigkeit, als Ausprobieren von gleichberechtigten, nach vorne weisenden Wegen? Okay, sicher wurden jetzt einigen ungerecht, aber diese wissen darum und sind uns letztenendes immer noch Antrieb genug, uns zu solidarisieren.

Autonome Gruppe Wohnen ist ein Menschenrecht


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