Die Steffi und das Ersatzprojekt


Wir, die BewohnerInnen der "Steffi", haben das von der Stadt Karlsruhe angebotene Ersatzobjekt in der Schwarzwaldstr. 79 angenommen. Zwei Vorstaende des Vereins Selbsbestimmt Leben e.V. haben am Freitag, den 5.9.'97, einen Nutzungsvertrag, unterschrieben. Der ist zunaechst auf drei Jahre befristet, kann aber innerhalb dieser Zeit mit einer Kuendigungsfrist von einem halben Jahr beendet werden.

Unsere urspruengliche Forderung nach gleichwertigen Ersatz fuer die "Steffi", zumindest aber genug Platz fuer deren 53 BewohnerInnen, haben wir nicht umsetzen koennen. Bisher umfasst der Nutzungsvertrag nur ca 2/3 des Hauses in der Schwarzwaldstr. und damit nur 29 bewohnbare Zimmer. Auch ein Konzertraum, Trainingsraeume und Werkstaetten koennen im Ersatzobjekt wenn ueberhaupt, dann nur schwer und im Laufe der Zeit eingerichtet werden. Aber auch wenn Vieles nicht so gut ist wie in der "Steffi", gibt es doch eine Menge Moeglichkeiten, was auf die Beine zu stellen. Es gibt einen unausgebauten Dachstuhl, der darauf wartet Wohnraum zu werden, es gibt Kellerraeume, aus denen Bar-, Konzert- und Traingsraum werden koennten, und nicht zuletzt gibt es eine ehemalige Bundesbahnkantine, die nur ein wenig Farbe braucht, um zur Vokue zu werden.

Obwohl die bisher 29 Zimmer fuer 53 Menschen unzureichend sind, sehen wir in der Schwarzwaldstr. eine Perspektive fuer alle BewohnerInnen der "Steffi". Wenn wir uns jetzt nicht zuruecklehnen und hinter unserer neuen Zentralheizung verkriechen, sondern weiter in der OEffentlichkeit Druck machen, dann holen wir uns auch das fehlende Drittel vom Haus. Momentan wird dieser Teil des Hauses, das sind 18 Zimmer, von der staatlichen Hochschule fuer Gestaltung (HfG) genutzt, die dort neben einigen Atelliers insbesondere Wohnraeume fuer Gastprofessoren unterhaelt. Wenn die Stadt der HfG fuer diese Raeume einen gleichwertigen Ersatz zur Verfuegung stellt, koennen wir innerhalb kuerzester Zeit genuegend Wohnraum fuer alle 53 bisherigen "Steffi"-BewohnerInnen schaffen. Die Stadt hat die Moeglichkeiten dafuer und auch der HfG waere damit gedient. Denn mit einem Haufen Hausbesetzer Tuer an Tuer bzw. Wand an Wand zu wohnen kann nicht im Interesse der HfG-Gastdozenten sein.

Wir haben uns fuer die Schwarzwaldstr. entschieden. Sie wird nicht die "Steffi" sein oder sie ersetzen, aber das soll sie auch nicht. Vielmehr haben wir hier die Moeglichkeit etwas Neues zu schaffen. Wir haben die Chance aus Fehlern, die wir in der Vergangenheit gemacht haben, zu lernen. Wir wollen das Haus in der Schwarzwaldstr. offener gestalten. Leute, die nicht im Haus wohnen, sollen sich an dessen Aufbau und auch an der Organisation von Veranstaltungen und Treffen mehr als bisher beteiligen koennen.

Verkrustete Strukturen werden auch im Bereich des alltaeglichen Zusammenlebens aufgebrochen. Dadurch haben wir die Chance, diese zu hinterfragen und zu verbessern. Das betrifft insbesondere unsere Umgangsformen, die frueher schon kritisiert wurden - auch untereinander.

Wie sich jedeR vorstellen kann, ist es sehr schwer, die "Steffi" aufzugeben. Es ist uns auch nicht leicht gefallen das Ersatzprojekt anzunehmen, den Vertrag zu unterschreiben. Trotzdem haben wir uns bis heute nicht spalten lassen, sondern in harten Auseinandersetzungen einen Konsens gefunden. Dieser verlangt vor allem von Leuten, die von Anfang an keine Verhandlungen wollten, extreme Kompromissbereitschaft.

Es liegt an uns allen, die Entscheidung fuer alle ertraeglich zu machen. Gerade jetzt ist es wichtig, keine Graeben zwischen uns entstehen zu lassen, die vielleicht nicht mehr zu ueberbruecken sind. Denn eines ist klar: Der Druck von Aussen wird nicht abnehmen. Die Stadt wird unser selbstbestimmtes Leben in der Schwarzwaldstr. angreifen, indem sie sich z.B. auf Zutritts- und Gaststaettenrecht beruft. Es liegt an uns allen, was wir dem entgegensetzen. Wenn wir entschlossen auftreten und an unseren Idealen festhalten, werden wir auch weiterhin unsere Freiraeume haben.

In der letzten Zeit sassen wir, die BewohnerInnen der "Steffi", satt und zufrieden in unserem kleinen autonomen Paradies inmitten der Stadt Karlsruhe. Haetten wir uns nicht so haengen lassen oder zumindest fruehzeitig unseren Arsch hochgekriegt, haetten wir kein Ersatzobjekt annehmen muessen.

Die letzten Wochen haben wir dann doch angefangen zu kaempfen. Diesen Kampfgeist muessen wir uns bewahren. Wir haben bei Weitem noch nicht alles, was wir wollen, und koennen uns auf eine verschaerfte Auseinandersetzung mit der Stadt gefasst machen. Ob wir dabei unsere Freiraeume im bisherigen Umfang durchsetzen oder nicht, die Schwarzwaldstr. kann Ausgangspunkt fuer weitere, weitreichendere Aktivitaeten sein. Vielleicht kann von ihr gerade wegen des groesseren Drucks mehr ausgehen. Auf jeden Fall gibt es eine Menge Gruende, den Arsch oben zu behalten.

Und ueberhaupt: Es ist sowohl fuer uns in Karlsruhe, als auch im gesamten Bundesgebiet wichtig, selbstverwaltete Zentren und Haeuser durchzusetzen, um Freiraeume fuer linke Strukturen zu haben. Dies werden wir nun in der Schwarzwaldstr. verwirklichen.

In diesem Sinne: Wir bedanken uns bei allen UnterstuetzerInnen von Nah und Fern. Wir hoffen, ihr versteht unsere Entscheidung und koennt sie mittragen. Auf jeden Fall werden wir unser Programm (Vokue, Fruehstueck, Bar, Konzerte) auch in der Schwarzwaldstr. weitermachen. Ihr seid natuerlich Alle herzlich dazu eingeladen.

Apropos eingeladen: Wer will, kann uns gerne beim Um- und Ausbau der Schwarzwaldstr. helfen. Fuer "Kost und Logie" wird natuerlich wie bisher gesorgt.

Wegbeschreibung: Autobahn A5, Abfahrt Karlsruhe Mitte Richtung KA, ihr seid jetzt auf einer 2 spurige Schnellstrasse, Abfahrt "Stadtmitte" Richtung Hauptbahnhof, ihr kommt auf eine 2 spurige Strasse, auf der ihr euch gleich links einordnen muesst, an der Ampel links Richtung Albtalbahnhof, nach ca. 100 m macht die Strasse einen Bogen nach rechts, direkt vorher rechts die Einfahrt nehmen, in dem Bogen auf der rechten Seite befindet sich unser neues Haus


zurück zur Hauptseite