VON DER ALTEN KOLONIE ZUM SPEKULATIONSOBJEKT |
Aus den Hausbesetzungen der Arbeitersiedlung Stemmersberg heraus, die zur Unterstützung um den Erhalt der Arbeitersiedlung 1996 stattfanden, kam es zum Umzug in die durch die LEG angebotenen Häuser/ Wohnungen in der Weierheide. Schon vorher wurde mit der LEG über mögliche Eigenleistungen in den neuen Wohnungen verhandelt. So wurden in verschiedenen Wohnungen Badezimmer, Heizungen oder Dachfenster eingebaut. Im Gegenzug erließ die LEG den entsprechenden Mietzins. Dies alles setzte eine Verhandlungsebene voraus, die mühsam erkämpft wurde. Schon bald gab es ein breiteres Interesse an den leerstehenden Wohnungen durch andere, v.a. jüngere Menschen. Denn nur die konnten sich vorstellen sich in einer Siedlung zu integrieren, in der damals kein deutscher Arbeiter einziehen wollte, außerdem Sanierungsarbeiten in den zum Teil baufälligen Wohnungen zu leisten und sich vor allem einer Wohnraumpolitik der Vereinzelung und der stetig steigenden Mietpreise entgegenzusetzen.
Zwischenstop Die Siedlung Weierheide passte dem landeseigenen Unternehmen LEG nicht ins Wirtschaftskonzept und deshalb verhökerte sie die Siedlung im Paket mit anderen Projekten an die Firma SME - statt Miete Eigentum - . SME hat sich ebenso nicht für die Siedlung interessiert, die vertraglich vereinbarten Grünanlagenarbeiten wurden nur ausnahmsweise und auf enormen Druck der MieterInnen durchgeführt, bis die MieterInnen schließlich selbst die Mittelwiese und die dazugehörigen Hecken pflegte. Nebenkostenabrechnungen wurden bisher noch keinem Mieter zugeschickt.
Dubiose Praktiken Schließlich wurde die Siedlung im Oktober 2000 erneut, diesmal an die Essener Firma Burger Grundbesitz, verkauft. Burger, ein junger Unternehmer, musste bald erkennen, dass er wohl zuviel bezahlt hatte. Die Siedlungsinitiative setzte sich mit Burger an einen Tisch, um eine mögliche Bildung einer Genossenschaft durch die BewohnerInnen und den daraus resultierenden Verkauf zu verhandeln. Burger wurde dadurch mit den Interessen der MieterInnen konfrontiert. Anstatt sich ehrlich damit auseinander zu setzten, hat Burger schon bald über die MieterInnen hinweg gehandelt und zog mit ArchitektInnen, Baufirmen und Vermessungsfirmen durch die Siedlung. Den Plan, die Häuser zu parzellieren und zu verkaufen, versuchte er durchzusetzen. Er bot, in seinen Augen höchst ehrenwert, einzelne Wohnungen den Mietern zum Verkauf an. Diese sollten bevorzugt werden. Auch wurde netterweise ein türkisches Unternehmen, Fa. Otoman, beauftragt mit den vorwiegend türkischen MieterInnen in Kontakt zu treten. In dem Schreiben verspricht Burger ein tolles Kaufangebot zu gar günstigen Konditionen, natürlich bleiben die Wohnungen unrenoviert und Schadensersatzansprüche seien nach dem Verkauf erst gar nicht an ihn zu stellen. Um sein Vorhaben umzusetzen hat er bereits Veränderungen in der Siedlung vorgenommen. Ein Hausmeister renoviert sich eine Wohnung und sorgt zwischendurch für Ordnung. Er klaut eines Tages aus einem Garten ein Transparent. Es kommt zum ersten polizeilichen Einsatz in der Siedlung. Das Transparent bleibt natürlich da, wo es ist.
MieterInnen widersetzen sich Gärten vor den Häusern werden von Burger ohne Ankündigung zerstört. Gasleitungen sollen gelegt werden. Juristische Schritte gegen Burger sind eingeleitet. Am Rosenmontag kommt es dann zu einem überhasteten Einsatz von Bauarbeitern, die die Hecken der Mittelwiese mit Motorsägen und nur unzureichender Schutzkleidung bearbeiten. Nun ist das Fass übervoll. MieterInnen stellen sich entgegen. Die eiligst gerufene Polizei muss aufgebrachte MieterInnen zurückhalten und nimmt einige in Gewahrsam.
Eine ganz normale Wiese? Die Mittelwiese ist der Kommunikationspunkt der Sieldung, ein Ort auf dem Wäsche getrocknet wird, dort trifft man sich und klönt, der von der Siedlungsinitiative umgebaute Spielplatz wird zu jeder Jahreszeit genutzt, der Rest der Wiese nutzt den Kindern zum Fußballspiel. Alles unter der Aufsicht der Eltern, die am Haus mit den Nachbarn sitzen oder im Haus das Essen vorbereiten. Zu schön um wahr zu sein. Und das soll zerstört werden? Nein!
Die Siedlungsinitiative Weierheide widersetzt sich
und fordert
den Erhalt von bezahlbarem Mietwohnraum
den Erhalt der Arbeitersiedlung Weierheide in ihrem jetzigen sozialverträglichem Zustand
von den PolitikerInnen der Stadt Oberhausen und des Landes NRW sich aktiv für die Siedlung einzusetzen
von der Stadt Oberhausen, sämtliche baurechtlichen Veränderungsanträge von Burger zu stoppen
von den Arbeitersiedlungen aus Oberhausen sich zu solidarisieren
die Firma Burger auf, sich sofort aus der Siedlung zurückzuziehen
[squat!net]