Polizei räumt die Schollstraße 1 |
Die noch in der gestrigen OTZ geäußerte Hoffnung von Verwalter Ulrich Bauer auf eine "unspektakuläre Lösung" erfüllte sich nicht, denn das Riesenaufgebot an Beamten und Polizeifahrzeugen sowie die weiträumige Absperrung des Areals lockten doch zahlreiche Schaulustige an; vor allem die Fenster der BfA waren gut besetzt. Sie erlebten die ergebnislose Aufforderung der Polizei zur Räumung. Den Besetzern wurde per Lautsprecher die Rechtslage erläutert: Der Bamberger Eigentümer hatte Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstatten lassen. Er habe sich, so Bauer, auch aus versicherungsrechtlichen Gründen zum Handeln gezwungen gesehen: Der desolate Zustand von Geras ältester Villa berge Gefahren für Leib und Leben der Besetzer, für die der Eigentümer unter Umständen mit hafte.
Nachdem sich auch ein Aufruf von Jugendamtsleiter Peter Bretz als wirkungslos erwies und ein Ultimatum verstrichen war, rückten die Polizisten in voller Einsatzmontur mit Helm und Schilden vor. Bei beiden Türen an der Rückfront des Hauses (im Erdgeschoss und, über eine Außentreppe erreichbar, im ersten Stock) mussten die Beamten ein zum Rammbock umfunktioniertes Stahlrohr mit vier Griffen einsetzen.
Während sich die Polizisten durch das mit Hindernissen bestückte Treppenhaus vor arbeiteten, meldeten sich die vermummten Besetzer per Megaphon vom Dach: Die Anwohner sollten die Vorgänge verfolgen, auf eventuelle Misshandlungen durch Polizisten achten. Doch auch ein zweiter Appell, ein körperlich Behinderter vertrage keine Schläge auf den Bauch, war wohl unnötig: Gegen 10.45 Uhr wurden die Besetzer der Reihe nach ruhig aus dem Haus geleitet, nur einem waren die Hände auf dem Rücken gefesselt.
Die Einsatzkräfte übergaben die jungen Männer - bis auf den nach Krebserkrankung Behinderten, der vorsorglich einem Arzt vorgestellt wurde - nach der Aufnahme der Personalien zur Vernehmung an Beamte der Polizeiinspektion Gera-Mitte. Alle sechs wurden noch gestern wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Ermittlungsverfahren wegen Hausfriedensbruch und passivem Widerstand gegen Vollzugsbeamte werden der Staatsanwaltschaft zugeleitet.
[squat!net]