116 Verhaftungen an Demo in Bern |
An einer Kundgebung in Bern verhaftete die Polizei 116 Personen. Dabei soll es zu mehreren Misshandlungen gekommen sein. Die Kundgebung richtete sich gegen die Schliessung des Berner AJZ und faschistische Übergriffe darauf.
Am Samstagabend besammelten sich etwas über 200 Personen vor der ehemaligen Notschlafstelle "Sleeper", die seit Mitte März von der BesetzerInnen-Gruppe "die Siedler" als autonomes Jugenzentrum (AJZ) genutzt wurde. Die Stadt hatte den Zwischen-Nutzungs-Vertrag letzte Woche vorzeitig per sofort gekündigt.
In einem bunten Zug mit musikalischer Begleitung zogen die Demonstrierenden am verrammelten Polizei-Hauptquartier vorbei in die Berner Innenstadt. In zwei Reden forderten AktivistInnen den Fortbestand des AJZ. Sie warfen der Stadtverwaltung vor, jene Personen aus dem öffentlichen Raum zu verbannen, die nach Ansicht der Stadt die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährden. Dabei flogen auch einige Farb-Eier auf das Verwaltungs-Gebäude der Direktion für soziale Sicherheit, welche die Kündigung für den Sleeper geschickt hatte.
Farbe für braunen Treff |
Wenige Minuten später flogen weitere Farbeier auf die Fassade der "Tübeli-Bar", einem bekannten Treffpunkt der rechtsextremen / faschistischen Szene. Daraufhin blockierte die Polizei die Gasse, was die Demo zwang, durch eine Seitengasse in eine Gasse zu wechseln, die an den Enden bereits durch PolizistInnen abgeriegelt war.
Die Polizei beschoss dann das Rücktransparent mit Gummigeschossen und deckte die Demo mit Tränengas ein. Der Einsatz dauerte weniger als fünf Minuten, war aber so massiv, dass die Demonstration weitgehend aufgelöst wurde und auch das Front-Transparent, so ein Teilnehmer, "verhaftet" wurde.
Brutale Verhaftungen
Einzelpersonen und kleine Gruppen versuchten sich daraufhin – ohne grossen Erfolg - wieder zu sammeln. Die einzige grössere Gruppe lief laut Augenzeugen-Berichten einer Polizei-Einheit mit zwei Mannschaftswagen in die Arme. Ungefähr 50 Personen mussten sich gegen eine Wand stellen, bevor sie verhaftet wurden: "Als ob man sie erschiessen wolle, völlig erniedrigend", empörte sich eine Augenzeugin.
Bei der eigentlichen Verhaftung sollen, so Anwesende, selbst sehr junge Frauen von jeweils vier BeamtInnen an Armen und Beinen gepackt und weggeschleppt worden sein, während ein fünfter Polizist die Verhafteten beschimpfte und mit Fusstritten in den Rücken und die Beine traktierte.
Wie am Sonntagmorgen verschiedenen Schweizer Online-Diensten zu entnehmen war, verhaftete die Polizei insgesamt 116 Personen.
Brandanschlag als Kündigungs-Vorwand
Die Kundgebung in Bern richtete sich gegen die Vorzeitige Kündigung des Zwischennutzungs-Vertrages durch die Stadt, welche "die Siedler" mit der Verwaltung ausgehandelt hatten und der noch bis Ende Juni hätte laufen sollen.
Laut Siedler-Flugblatt hatte die Stadt im Brandanschlag vorvergangene Woche einen einen Grund gefunden, eine fristlose Kündigung auszusprechen. Diese sei damit begründet worden, dass durch den Brandanschlag die öffentliche Sicherheit gefährdet sei.
Beim Brandanschlag war der Bar-Raum im Erdgeschoss ausgebrannt. Die Siedler machen für den Anschlag rechte Skindheads verantwortlich.
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