Räumung des Bouman's in Potsdam


Liebe Freundinnen und Freunde!

Hier einige Informationen aus Potsdam, zur aktuellen Situation in der Stadt nach der Räumung des Boumanīs und nach den Ereignissen der letzten Tage.

Am uns allen bekannten und berüchtigten "Herrentag" Donnerstag, den 1.6., wurde in einer ganz nebulösen Art und Weise eines der letzten in der Innenstadt besetzten Häuser, eins unserer wichtigsten Kultur- und Kommunikationszentren geräumt. Äußerer Anlass war ein Brand im Hinterhaus, der aus unerklärlichen Umständen in den frühen Morgenstunden ausbrach. (Innerer Anlass ist die "Endlösung der Hausbesetzerfrage" - so wie sich unser alter Innenminister Ziel auszudrücken pflegte - für das bevorstehende Preußen- und BUGAjahr 2001.) Es wurde die Feuerwehr gerufen, doch in ihrem Zuge kam die Bullerei und verwehrt uns noch heute aus Gründen der ?Spurensicherung? den Zutritt. Wir müssen davon ausgehen, dass sie uns - obwohl der Eigentümer sich gegen eine Räumung ausspricht - dort nicht mehr haben wollen. Eine ganz neue Erkenntnis für die Menschen, die in Potsdam und sicherlich auch bei Euch leben!

Aus diesem Grunde beschlossen rund 30 AktivistInnen, noch am selben Tag das Haus wieder zu besetzen. Kurz und gut: nach 3 Stunden Kampf hat sie das Tränen- und Pfeffergas sowie die anrückenden Roboter des SEK zum vorübergehenden Aufgeben gezwungen. In der Folgezeit gab es Spontandemos, Entglasungen von Banken, brennende Mülltonnen, Verschönerungen von Gebäuden ... das gesamte Repertoire aus Ohnmacht und Wut, um sich irgendwie Gehör zu verschaffen.

In den letzten Tagen herrschte ein nicht ausgesprochener Ausnahmezustand in der Stadt, der über übliche Platzverweise und Innenstadtverbote für links oder irgendwie subversiv aussehende Leute hinausging. Das bedeutete die totale Überwachung der besetzten Häuser und Kulturobjekte, Observationen von AktivistInnen. Wer sich auf die Straße wagte, war weg. Insgesamt wurden bei den Auseinandersetzungen über 70 Leute verhaftet. Viele von ihnen werden noch bis Donnerstag im Knast sitzen. Es ist das erste Mal, dass hier in Brandenburg das 4tägige Vorbeugegewahrsam durchgezogen wurde. (Woran unser neuer Innenminister Schönbohm, der sich in Berlich schon einen Namen gemacht hatte, wahrscheinlich nicht ganz unschuldig ist.)

Wir kämpfen gegen alle Bestrebungen, aus Potsdam ein kleines, gelbes, preußisches Museum zu machen, durch das dann Horden von Touristen durchgejagt werden können.

Wir werden uns mit der Vertreibung aus der Innenstadt nicht abfinden und fordern die sofortige Rückgabe des Boumanīs und die sofortige Freilassung aller in Folge der Auseinandersetzungen gefangen gehaltenen Menschen.

In diesem Zusammenhang planen für Sonntag und Montag (10., 11.6.) Aktionstage.

Klar ist zumindest schon ein öffentliches Frühstück (So) und eine Großdemonstration für den Montag. Achtet bitte auf weitere Ankündigungen. Wir werden uns wieder melden. Das wars erst einmal. Solidarische Grüße.

Einige PotsdamerInnen.


07.06.2000 Berliner Zeitung Nachrichten 13:15 Uhr

Potsdamer Studenten verlangen Rückgabe des geräumten Hauses

Potsdam (ddp-lbg). Studenten der Universität Potsdam haben das Verhalten von Stadt und Polizei bei der Räumung des Hauses in der Kurfürstenstraße 5 scharf kritisiert. Das Studentenparlament wandte sich in einem Antrag gegen die «Zerstörung alternativer Kultur» in Potsdam, wie der Allgemeine Studierendenausschuss (AstA) am Mittwoch mitteilte. Darüber hinaus erhoben die Studentenvertreter heftige Vorwürfe gegen die Polizei, die junge Leute nur wegen ihres «Aussehens» festgenommen habe.

[squat!net]


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