Brandanschlag auf Kleinbus - er gehörte dem Eigentümer eines ehemals besetzten Hauses


POTSDAM. Am frühen Montagmorgen brannte in einem Villenviertel am Potsdamer Neuen Garten ein VW-Kleinbus völlig aus. Sechs Feuerwehrmänner kämpften eine Stunde lang gegen die Flammen. Bei dem Brand wurde niemand verletzt. "Der Sachschaden ist nicht allzu hoch, weil der Bus schon alt war", sagte Angelika Christen, Sprecherin des Potsdamer Polizeipräsidiums. Trotzdem habe die Staatsschutzabteilung der Potsdamer Polizei die Ermittlungen übernommen. Der Grund: Die Ermittler vermuten, dass der Brandanschlag von Mitgliedern der Hausbesetzerszene verübt worden ist.

Kommunales Streitobjekt

48-Jährige ist gleichzeitig Besitzer eines alten Gebäudes in der Innenstadt. Und das Haus Nummer 5 in der Potsdamer Kurfürstenstraße, mitten im historischen Holländerviertel, ist eines der sechs besetzten Häuser in der Landeshauptstadt und damit auch ein kommunalpolitisches Streitobjekt. Die regierende SPD verfolgt seit Jahren eine Deeskalationsstrategie der Duldung der Hausbesetzer. Die oppositionelle CDU fordert immer wieder die Räumung der Häuser, obwohl die Eigentümer die Besetzer seit Jahren in ihren Häusern dulden.

Schusters Haus ist auch das wichtigste Objekt für die Besetzer. Dort befindet sich das "Boumann s" - eine eigene Kneipe, die auch als "politisches Symbol" der Szene gilt. Besonders, nachdem im Juni diesen Jahres ein technischer Defekt einen Wohnungsbrand ausgelöst hatte und die Polizei das Haus gewaltsam räumte. Als die Beamten verhinderten, dass die Bewohner ins Haus zurückkehren können, kam es zu tagelangen Straßenkrawallen in der Potsdamer Innenstadt. Schuster war es leid, zwischen den Fronten - den streitenden Parteien, der Stadtverwaltung und den Besetzern - zu stehen. Deshalb wollte er das Haus verkaufen. Vielleicht sogar an die Besetzer. Diese gründeten deshalb einen Verein und besorgten mit Unterstützung der Arbeiterwohlfahrt einen 400 000-Mark-Kredit. Trotzdem entschied sich Frank Schuster in der vergangenen Woche, das Haus nicht an sie zu verkaufen.

Deshalb hält es die Polizei nun durchaus für möglich, dass Besetzer an Schuster Wagen gezündelt haben. "Offiziell haben wir aber noch gar keine Erkenntnisse zum Hintergrund der Brandstiftung", sagte Polizeisprecherin Christen am Montag. Unter den Hausbesetzern kursierten nach dem Brand das Gerücht, jemand wollte mit einem solchen Anschlag die Szene in ein

Denn das Fahrzeug gehört dem Potsdamer Gastronom Frank Schuster. Der schlechtes Licht rücken.

Frank Schuster ist sich sicher, dass den Brand niemand gelegt hat, mit dem er über den Hausverkauf verhandelte. "Aber die Szene ist ja nicht einheitlich", sagte er. Um Polizeischutz hat er bisher nicht gebeten, obwohl ihn der Anschlag ziemlich verängstigt hat. Anfangs hatte er davon gar nichts mitbekommen. Gegen 3.30 Uhr hatte eine Polizeistreife den brennenden VW-Bus entdeckt. Wie die Experten der Kriminalpolizei später ermittelten, hatten Unbekannte einen Brandbeschleuniger auf die Autoreifen geschüttet. Als die explodierten, wurden einige Nachbarn geweckt. Sie alarmierten dann die Feuerwehr.

Schuster, seine Frau und die zwei kleinen Kinder schliefen derweil noch. "Unser Haus steht etwas abseits der Straße, das Schlafzimmer ist hinten", sagte Schuster. Erst als Polizisten gegen vier Uhr bei ihm klingelten, erfuhr er, dass wenige Meter von ihrem Grundstück entfernt sein Auto ausbrannte.

Berliner Zeitung Brandenburg, Jens Blankenagel


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