Uppenbergschule geräumt


Münster - "Besetzt für die nächsten 1000 Jahre" verkündete das Transparent. Das hat nicht ganz geklappt. Am Donnerstag Morgen um 7.15 Uhr verließen die rund 20 verbliebenen Besetzer unter Protest die alte Uppenbergschule. Nicht freiwillig, aber friedlich.

Ein Großaufgebot von rund 200 Polizisten hatte den Jugendlichen zur frühen Morgenstunde jeglichen Spaß verdorben. Sie nutzten eine letzte Frist, die Einsatzleiter Horst Haase und der Vertreter der Stadt Münster, Rainer Uetz, ihnen gesetzt hatten. Um Punkt sechs Uhr klopften Haase und Uetz an die Tür der Schule. Eine halbe Stunde Zeit gab Haase den Besetzern, um freiwillig das Haus zu verlassen, und sicherte zu, keine Personalien aufzunehmen. Für den Fall des Widerstandes - alle Verhandlungen mit der Stadt waren bisher gescheitert - hatte Rainer Uetz, Büroleiter von Oberbürgermeister Tillmann eine Strafanzeige in der Tasche. Hätte er sie der Polizei gegeben, hätte diese die alte Schule geräumt. Doch so weit sollte es nicht kommen.

Bis 7.15 Uhr hatten die Jugendlichen Zeit, sich zu entscheiden. Drei Minuten vor Ablauf der Frist - der Polizeichef hatte den Einsatzbefehl schon auf den Lippen - öffnete sich die Tür. "Kein Tag ohne autonomes Zentrum", riefen die Besetzer im Chor, versteckten sich hinter einem großen Transparent und verließen die Schule vorbei an einigen schmunzelnden Polizisten in Richtung Steinfurter Straße. Sie trugen bei sich, was sie auf die Schnelle zusammensuchen konnten:
Gummibaum, Fernseher, Lebensmittel. Draußen wurden sie von rund 80 Sympathisanten erwartet. Nach einer kurzen Denkpause startete die Gruppe eine Spontan-Demonstration - und legte den Berufsverkehr lahm.

Unterdessen begannen Arbeiter mit Aufräumarbeiten in der Schule. Die Besetzer haben sich dort seit Silvester eingerichtet, um die Stadt zur Schaffung eines selbstverwalteten sozio-kulturellen Zentrums zu bewegen. Küche, Raucherzimmer, Schlaftrakt ("Rauchen und Alkohol verboten!"), Aufenthaltsraum - das Gebäude wurde großflächig genutzt. Als die Polizisten die Räume betraten, stand das Frühstück noch auf dem Tisch: Nuss-Nougat-Creme, Müsli ("Das Sparsame"), dazu Linsen-Eintopf aus der Dose.

Noch einmal durften die Besetzer in kleinen Gruppen ins Gebäude, um nach Wertsachen zu suchen. Dann rückte der Bagger an.

"Besser hätte es gar nicht laufen können", freute sich Polizei-Einsatzleiter Haase am Ende der Aktion. Auch Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann - er war nicht vor Ort - zog eine positive Bilanz: "Es ist uns gelungen, die gesetzeswidrige Aktion im letzten Moment doch noch ohne Kriminalisierung der Hausbesetzer zu beenden."

Erst am Mittwochabend hatte der Rat der Stadt mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP den Abriss des Gebäudes an der Schulstraße beschlossen, um das Gebiet neu bebauen zu können. Die Grünen reagierten am Donnerstag "empört" auf die Räumung. "Das Haus hätte ohne weiteres noch zwei Jahre genutzt werden können", meinte Vorstandssprecher Wilhelm Achelpöhler.

Stefan Bergmann, WN, online ausgabe


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