Uppenbergschule: Stiftung benötigt ihr Grundstück


Münster (ZUC) - Sektkorken knallten, Raketen erhellten die Luft und unzählige Massen feiernder Menschen tummelten sich auf den Straßen. Von etwa 50 Jugendlichen wurde die bunte Silvesternacht jedoch zur Hausbesetzung genutzt. Pünktlich um 0 Uhr drangen die Besetzer in das leerstehende Gebäude der ehemaligen Uppenbergschule ein.

Im Mittelpunkt des Begehrens der Gruppe steht dauerhaft nicht die Aneignung von leerstehendem Wohnraum, sondern die Initiative plant ein sozial-kulturelles Zentrum zu errichten, so ein Sprecher der Gruppe. Zugleich verstehen die Besetzer ihre Aktion als Protest gegen die mögliche Verbreiterung der Grevener Straße sowie den Abriss des alten Schulgebäudes. Sie betonen ihren Anspruch auf Gewaltfreiheit. Die Einbindung in das Leben im Viertel soll erreicht werden. So bietet man umgehend unterschiedliche Programmpunkte für die Anwohnerschaft und Interessierte an. Konzerte, Kino-Vorstellungen und ein Spieleabend stehen bereits auf dem Programm.

Eigentümer des Grundstücks ist die Stiftung Bürgerwaisenhaus, deren Nutzungspläne die Besetzer für "undifferenziert" halten. Zudem fürchten sie eine "eigenwillige Nutzung, die auf hochwertigen Wohnungsbau zielt". Ihnen gehe es nicht um die Schaffung von Fronten, sondern man wolle versuchen, in Verständigung mit den Eigentümern die eigenen Ziele zu realisieren. Auch bemüht sich die Initiative um ein Gespräch mit Oberbürgermeister Berthold Tillmann.

Die Besetzer zeigten sich erfreut über die positive Resonanz innerhalb der Nachbarschaft, so gestern ein Sprecher. So wolle man weiterhin die offene Ausrichtung der Besetzung demonstrieren. "Die Förderung des Lebens im Dreieck Steinfurter Straße, Grevener Straße und Ring ist ein wichtiges Ziel der Besetzung", betont Till Kleeboldt von der Presse-Arbeitsgemeinschaft des Kollektivs.

In einer Stellungnahme verweist die Stadt Münster darauf, dass durch diese Aktion ausgerechnet eine der ärmeren städtisch verwalteten, sozialen Stiftungen das Nachsehen habe. Nach deren Plänen sollen auf dem Grundstück in Zusammenarbeit mit einem Investor Wohnungen errichtet und soziale Leistungen erbracht werden.

Verwundert äußerte sich die Stadt in ihrer Stellungnahme darüber, dass die Besetzer mit ihrem Vorschlag zur Errichtung eines Zentrums "für alternative und selbstorganisierte Initiativen und Aktivitäten" nie bei ihr vorgesprochen hätten. Zwei Vertreter von Stadt und Stiftungsverwaltung informierten sich in einem Gespräch vor Ort mit den Besetzern über deren Ziele. Sie ließen allerdings keinen Zweifel daran, dass das Gelände, auf dem die Uppenbergschule steht, von der Stiftung Bürgerwaisenhaus zur Erfüllung ihrer durch den Stiftungszweck vorgeschriebenen Ziele benötigt wird. Zu ihren aktuellen Projekten gehören die Unterstützung von Flüchtlingskindern und die Hilfe bei der Lebenswegplanung von Jugendlichen. Damit sie handlungsfähig bleibt, muss sie - wie jede Stiftung - aus ihrem Vermögen Erträge erwirtschaften.

Kern des Stiftungsvermögens ist das Grundstück der Uppenbergschule, auf dem früher das Bürgerwaisenhaus gestanden hat. Das Gebäude selbst ist, bekundet die Stadt, laut Baupolizei nur noch eingeschränkt nutzbar.

Westline, ausm Internet


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