Häuserkampf

 Radikal und mietfrei ins nächste Jahrtausend


Die BewohnerInnen der "illegalen" besetzten Häuser Kreutziger Str. 21, Niederbarnimstr. 23, Rigaerstr. 83, Scharnweberstr. 28, Palisadenstr. 49, Linienstr. 158/159, Kleine Hamburgerstr. 8, Pfarrstr. 88 und Marchstr.23/Einsteinufer 41 haben sich zusammengeschlossen, um sich gemeinsam gegen die in diesem Jahr drohende Räumung der Häuser zu wehren. Vom 13.-20.Januar fanden Häuserkampf-Aktionstage mit Musik-, Diskussions- und Informationsveranstaltungen in verschiedenen Häusern, Straßenaktionen und eine Abschlußdemo statt. Alle Kräfte sollen gebündelt werden, um die bedrohten Projekte zu halten.


Wir sind die letzten besetzten Häuser in Westberlin und wollen hier wohnen bleiben. Wir leben hier seit Februar 1989, also 7 Jahre und das ohne Mietvertrag und folglich auch, ohne Miete zu zahlen. Ab dem 31. Januar sind wir akut räumungsbedroht. Das ist der Termin, an dem die richterliche Räumungsfrist ausläuft, die uns nach dem zweiten, nach über vier Jahren verlorenen Prozeß gestellt wurde. Das heißt, ab dann droht uns die Obdachlosigkeit, wir sollen auf der Straße sitzen. Schuld daran ist die Eigentümerin, die Henning von Harlessem & Co GmbH in der Fasanenstr. 73. Schuld daran ist die Polizei, die uns vor zwei Jahren durchsuchte, um dem Spekulanten unsere Namen für den Räumungsprozeß zu liefern und die uns vor wenigen Wochen, am 16. Dezember, noch mal mit 400 Beamten durchsuchte, um unsere Häuser für die Räumung vorzubereiten. Schuld daran sind wir selber, weil wir es sieben Jahre hier ausgehalten haben ohne Verträge, ohne den zahlreichen Räumungsversuchen zu weichen, ohne uns von der Polizei einschüchtern zu lassen. Schuld sind wir selber, weil wir unserer Eigentümerin die Wohnhäuser weggenommen haben, die sie abreißen wollte, um Büroneubauten zu errichten. Schuld sind wir selber, weil wir uns genommen haben, was wir brauchen. Wir sind etwa siebzig Leute aus aller Welt, verteilt auf zwei Wohnhäuser und Wagenburgen. Wir haben alle ziemlich wenig Geld und alle keine Lust, damit auch noch alleine zu wohnen. Und wir haben eins zusammen geschafft. Und das ist mehr, als alle PolitikerInnen in der Stadt von sich behaupten können: billigen, guten Wohnraum zu erhalten. Der Preis dafür war hoch: zahlreiche Polizeieinsätze in all den Jahren, beim letzten am 15.12.95 verschleppte z.B. die Polizei 12 AusländerInnen in den Abschiebeknast Grünau, mußte jedoch nach einer Woche alle wieder freilassen, Leute wurden an den Haaren aus den Betten gerissen oder mußten fast eine Sunde halbnackt in der Kälte auf der Treppe liegen. Wir leben seit Jahren in Ungewißheit, wie lange wir noch bleiben können. Ohne Geld ist es sehr schwierig, die Häuser instandzuhalten, die die Eigentümerin jahrelang leerstehen und 1988/1989 total demolieren ließ. Die Gerichtsverfahren waren nicht gerade billig.

Für unsere Häuser gibt es im Moment weder eine Abrißgenehmigung noch hat der Spekulant konkrete Pläne für die Nutzung der Grundstücke vorzuweisen. Nach einer Räumung würden wir also wieder obdachlos sein und unsere Häuser wieder leerstehen, denn eins ist klar - wohnen soll hier keiner mehr. Wohnungsnot und Obdachlosigkeit, während intakter Wohnraum existiert, das ist der skandalöse Normalzustand, und auf diesen Skandal gilt es jetzt hinzuweisen. Die Verantwortlichen dafür sitzen im Charlottenburger Rathaus und im Senat. Nach sieben Jahren muß jetzt endlich eine Lösung her, die unser Bleiben ermöglicht. Sie haben den Spekulanten immer in Ruhe gelassen. Wir werden sie nicht in Ruhe lassen. Nicht solange wir in unseren Häusern sind und auf der Straße erst recht nicht. Achtet auf unsere Ankündigungen!


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