DAS VERFLIXTE 7. JAHR |
Im Sommer 1989 fliehen Tausende von Ostdeutschland über Ungarn in den Westen. Im November öffnet sich die Grenze schliesslich ganz, und auch die letzten Ostler dürfen in den goldenen Westen reisen!
Gleichzeitig ergab sich auch die Möglichkeit den umgekehrten Weg zu gehen. So entschlossen sich Enden November mehrere Leute aus West-Berlin ein Haus im Ostteil der Stadt zu besetzen. Die ersten Kontakte zur Ostberliner HausbesetzerInnenscene waren ziemlich frostig (kein Bock auf Westler). Dann lernten wir doch Menschen kennen die uns sofort unterstützten (viele Grüsse an die Schreinerstr.).
Kurz vor der Besetzung schloss sich uns noch eine Gruppe an, die vorher ein Haus in der Kreutzigerstr. besetzt hatte. (Die Kreutziger wurde später wieder besetzt.)
Am 23.2.1990 besetzten wir das Haus in der Köpenickerstr. 137 im Bezirk Mitte.
Das Haus war gerade entmietet worden und sollte abgerissen werden. Die Verwaltung des Hauses unterlag der KWV (Kommunale Wohnungsverwaltung). Sowohl mit der KWV als auch mit der Volkspolizei gab es eigentlich keine Probleme. Schwierigkeiten hatten wir eher damit, daß wir das erste hauptsächlich von "Westlern" bewohnte Haus waren. Nach einigen Wochen richteten wir eine Volksküche ein und machten Konzerte, Parties und Soliveranstaltungen.
Im Frühling und Sommer zogen immer mehr Menschen in den Ostteil der Stadt und besetzten viele, viele Häuser.
Nahdem die DDR im Oktober vollständig annektiert wurde, gab es die ersten gewaltsamen Räumungen.
Nach der Räumung der Mainzer Straße gab es im Bezirk Mitte einen runden Tisch, der für die Häuser nach friedlichen Lösungen suchte.
Im Sommer 1991 wurde zwischen den NutzerInnen/BewohnerInnen und der WBM (Nachfolgeeinrichtung der KWV) ein Vorvertrag für alle gemeinschaftlich/gewerblich genutzten Räume in der Köpenicker Str. 137 ausgehandelt. Dieser beinhaltet die bauliche Selbsthilfe und Einzelmietverträge. Am 1. Mai 1993 übernahm die GSE (Gesellschaft für Stadtentwicklung ) im Auftrag der WBM die Verwaltung für unser Haus. Die Einzelmietverträge wurden mit der GSE abgeschlossen.
Das Haus bietet Wohn und Lebensräume für ca. 40 Menschen, einschl. ihrer Kinder, wovon einige von ihrer Geburt an hier wohnen. Verschiedene Menschen nutzen unseren Hof und Garten um das Leben im Wagen zu geniessen, wobei unserer Garten auch allen andreren zur Verfügung steht, die Bock haben unter Bäumen am Lagerfeuer zu sitzen. Auf dem Hof kann Streetball gespielt werden, und auch die Sporträume im Haus stehen auf Anfrage zur Verfügung.
Das unkommerzielle, selbstverwaltete Kulturzentrum bietet vielen Menschen die Möglichkeit, sich bei fairen Preisen zu treffen. Veganes, vegetarisches Frühstück am Sonntag, vegetarische Volxküche, kostenloses Kino, Konzerte, Disko und Soliveranstaltungen und Kneipenbetrieb auf Selbstkostenbasis.
Wer die Køpi kennt, weiss, dass viel Geld und Arbeit notwendig waren und weiterhin notwendig sind, um Wohnungen, Garten, Veranstaltungsräume .... in nutzbarem Zustand zu halten.
Wir haben in den letzten 7 Jahren nie einen Mark von unserem Besitzer, Vermieter oder vom Staat oder sonstwoher erhalten.
DAS SOLL AUCH SO BLEIBEN.
Die Problematik der Rückübertragung dürfte vielen Leuten wohl bekannt sein.
Am 1. Oktober 1995 übernahm die Hausverwaltung
die Verwaltung von unserem Haus. Der Besitzer ist
Genau ein Jahr später erhielten wir von seinen Handlangern, dem Anwaltsbüro
völlig überraschend die fristlose Kündigung mit der Aufforderung das Haus innerhalb einer Woche zu verlassen.
Dasselbe noch einmal im November.
Da wir der Aufforderung selbstverständlich nicht nachkamen, reichte die Petersen&Partner KG im Dezember 1996 Räumungsklage beim Amtsgericht Tempelhof ein.
Dieses erklärte sich erst einmal für nicht zuständig und verwiess die Klage ans Amtsgericht Mitte.
Das heisst, dass in den näxten Wochen Prozesse und Kosten anstehen.
Hintergrund der Geschichte sind die Baupläne der Petersen&Partner KG. Der Garten soll einem Bürokomplex mit Eigentumswohnungen und Tiefgarage weichen!!!
Das Hinterhaus (von uns bewohnt) soll luxusmodernisiert werden, mit Gewerberäumen parterre, Büros im Ersten.
Und der Rest wird wahrscheinlich Eigentumswohnungen.
Zu erwähnen bleibt noch das Petersen uns selber bisher noch über keinen seiner Pläne informiert hat. Wir haben alles selber rauskriegen müssen.
Dass wir in sein Konzep und das Konzept der sauberen Hauptstadt nicht reinpassen liegt auf der Hand.
Wir brauchen kein Bürokomplexe.... keine Hauptsztadt ...
Wir werden in den nächsten Wochen/Monaten viel Unterstützung brauchen, um die Pläne von Petersen&Partner zu verhindern.
Wir werden auch Geld brauchen, um Prozesse zu führen, Anwälte zu bezahlen ...