Demo gegen Vertreibungsterror am 30.08.97 (vom [squat!net])

Los gings so gegen 2 uhr von drei verschiedenen Punkten per Fahrrad. Dort trafen sich denn jeweils so gegen 100 Leute, die unter mehr oder weniger lautem Getöse zum Alex fuhren. Bullen waren (zumindest am Humannplatz) nur wenige zu sehen; lediglich ne Wanne vorweg und ne Motorradeskorte. Auch'n Bulle auf'm Fahrad soll nach Augenzeugenberichten gesichtet worden sein.

Einzig die Friedrichshainer kamen nicht alle am Sammelpunkt an. Zur gleichen Zeit wurde in der Machiewskistr. 7(?) ein Haus besetzt, welches dann gleich wieder geräumt wurde... einige Leute des Fahradkorsos zogen es vor, den 20 Frauen ihre Solidarität zu bezeugen... Die Besetzung dauerte leider nur eine Stunde. Irgendein Nachbar war so freundlich die Polizei von dieser unrechtmäßigen Leerstandsbeseitigung zu benachrichtigen... die Frauen kamen glücklicherweise nach zwei Stunden und der Feststellung ihrer Personalien wieder frei. Das Haus steht nun wieder leer.

So gegen 14.30 trudelten dann die ersten Leute am Alex ein. Die Bullen machten zwar teilweise Vorkontrollen (zumindest für die Fußgänger), insgesamt war von denen auf dem Platz aber relativ wenig zu sehen (na ja, die standen halt drum rum, waren aber sehr gelassen). So gegen 15.30 Uhr war dann ein recht stattliches und buntes Häuflein zusammengekommen, nach meinen Schätzungen so um die 2.000 Leute warens schon.

Dann gings los...

Es gab viele Redebeitrage, von der Antirassistischen Initiative bis zu Alt-Besetzers aus den 80ern. Interessant war ein Bericht aus Potsdam, der die Berichterstattung der Medien ad absurdum stellte (den Wortlaut haben wir leider nicht, wir versuchen den noch nachzuliefern) und 'nen zusammenfassenden Bericht aus der Rigaer 80, der sich schon fast verfilmen liesse; desweiteren wurde die "Politik" des Generaldfeldmarschals Schönbohm stark kritisiert ("Kommt Zeit, kommt Rat...").

Etwas nervig war, das einige Redebeiträge öfters wiederholt wurden.

Auffällig war eigentlich eher das, was mensch nicht sehen konnte... Die Bullen hielten sich merklich zurück, kein Spallier, keine Bullen in der Demo, abgesehen von den obligaten 'Verkehrspolisten' an der Spitze und am Ende war nix Grünes zu sehen. Anscheinend hat Meister Propper, sich im Totheitsgrad der Hausbesetzterszene etwas verschätzt, oder is das ne New Yorker Bullenstrategie, die sich Jörg bei Papa Bratton (Ex-Bullenchef in New York,welcher letzte Woche hier in Berlin war, und dessen extreme Law and Order Strategien von unserer Haupstadtputzkollonne (allen voran Jörg) am liebsten sofort auf Berlin übertragen würden, wären unsere Bürgerrechte nicht ganz so "liberal".

Die Stimmung war recht ausgelassen, vielleicht ob des weiten Weges aber etwas müde. So richtig revolutionäre Stimmung wollte nicht aufkommen, die Leute hielten sich weitgehend zurück, es gab weder Vermummung noch sonstige Anlässe für die Bullerei irgendwie eingreifen zu müßen. Sogar die Bier & Coladosen wurden brav in die dafür vorgesehenen Behälter 'entsorgt'.

Daran änderte sich auch bis zur Abschlußkundgebung vor dem Roten Rathaus nicht viel.

Tja, was soll mensch sagen, insgesamt wars wohl ein voller Erfolg. Schön war es, mal wieder zu sehen, daß es doch noch mehr als die 40 bis 50 unerschütterlichen Leute gibt, die auch noch was anderes im Kopf haben, und das auch irgendwie nach außen tragen & vielleicht sogar leben wollen. Aber genug könnens nie sein!

(Irgendwann demnächst werden wir auch noch'n paar Bilders dazulegen können.)


Demo in Berlin: Wir holen uns die Stadt zurück Protest soll mehr Druck für Legalisierung besetzter Häusern machen (Junge Welt 01.09.97)

Am Samstag nachmittag demonstrierten 1 200 Menschen durch die Berliner City, um gegen die Zerstörung von Freiräumen und die Diskriminierung alternativer Lebensformen zu protestieren. "Wir holen uns die Stadt zurück", lautete das Motto der Demo, zu der zahlreiche Vereine, Kneipenkollektive und Selbsthilfeprojekte aufgerufen hatten.

Damit sollte mit über einem Monat Verspätung auf die Räumung von drei besetzten Häusern in den Berliner Stadtbezirken Friedrichshain und Lichtenberg reagiert werden. Es soll Druck für die Legalisierung der noch verbliebenen fünf besetzten Hausprojekte der Stadt gemacht werden. Aber auch reguläre Mietverträge schützen nicht immer, wie Vertreterlnnen verschiedener Projekte in Redebeiträgen deutlich machten. So wird mit Mieterhöhungen und schikanösen Vertragsklauseln zusätzlicher Druck geschaffen. Beispielsweise wird dem Jugendzentrum Drugstore in Schöneberg vom Hausbesitzer mit Kündigung gedroht, falls Graffitis an die Häuserwand gesprayt werden. In Karlsruhe ist die "Steffi", ein seit 1990