Für autonomes Zentrum erneut Haus besetzt


Unter dem Motto "Zusammen kämpfen für eine Hand voll Räume" haben Sympathisanten der Idee eines Autonomen Jugendzentrums (AJZ) am 1. Mai das leer stehende Haus Koksche Str. 73 kurzfristig besetzt. Nach Auskunft des Vereins "Avanti!" handelte es sich um eine symbolische Aktion, die der Forderung nach einem selbstverwalteten Zentrum Nachdruck verleihen sollte.   Die Osnabrücker Wohnungsbaugesellschaft, Besitzer des Hauses und Grundstückes, verzichtete auf eine Räumung. "Das Haus steht auf der Abrissliste", sagte OWG-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Stöckmann auf Anfrage unserer Zeitung. In maximal drei Wochen sei es nicht mehr da, deshalb habe die OWG auf eine Räumung durch die Polizei verzichtet: "Warum sollen wir uns über etwas aufregen, was schon der Vergangenheit angehört?".

Das Haus Nummer 73 gehöre zu einem 2500 Quadratmeter großen Grundstück, die Nummern 71 und 75 seien schon vor geraumer Zeit abgebrochen werden. Bis vor Kurzem sei überlegt worden, das Grundstück mit der Stadt zu tauschen, damit sie es für ihre benachbarten Regiebetriebe übernehmen könnte. Nachdem nun klar sei, dass es keinen Tausch gebe, werde das Haus abgerissen und das gesamte Karrée später einmal neu bebaut. Angesichts der derzeitigen Situation auf dem Baumarkt gibt es laut Stöckmann noch keine konkreten Pläne. Weil die OWG keine Strafanzeige erstattet hat, waren gestern einige junge Leute in der Haus zurückgekehrt. In einer Pressemitteilung schreibt "Avanti!", es gebe einen Bedarf nach selbst verwalteten Räumen, auch wenn der Jugendhilfeausschuss in der vergangenen Sitzung beschlossen habe, sich nicht weiter mit einem Zentrum auseinander zu setzen. In Osnabrück fehle schon lange ein selbst verwaltetes Zentrum, "und es wird immer wieder eingefordert werden, so lange, bis wirklich eine Lösung angeboten wird und nicht nur Gesprächsangebote, denen keine Taten folgen".

Wie berichtet, hatte die AJZ-Initiative vor einer Woche für zwei Stunden den Ratssitzungssaal besetzt, nachdem der Jugendhilfeausschuss ein Zentrum aus finanziellen Gründen abgelehnt hatte. Danach hatte der Ausschussvorsitzende Franz-Josef Schwack (CDU) der Initiative ein Gespräch innerhalb der nächsten 14 Tage angeboten.

Dieses Angebot zog er gestern zurück: "Ich spreche nicht mit illegalen Hausbesetzern". Er habe gehofft, dass "wir noch einmal miteinander reden können". Unter diesen Umständen sei das aber nicht mehr möglich. Anders Ausschussmitglied Uli Sommer (SPD): Ein Gespräch in einem besetzten Haus sei problematisch. Wenn es aber wieder geräumt sei, "müssen wir zumindest noch mal über das vorgelegte Konzept mit finanzieller Eigenbeteiligung reden". Für die Grünen appellierte Fraktionschef Michael Hagedorn an alle Beteiligten, sich jetzt "ernsthaft mit dem Thema auseinander zu setzen", sonst würden weitere Besetzungen provoziert.

Neue Osnabruecker Zeitung, 3.Mai 2002


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