Dadaisten werfen Geld zum Fenster raus


Die Dadaismus-Bewegung wollen mit dieser «Fensterausschüttung» auf die anlaufende Sammelaktion für den Erhalt des Gebäudes an der Spiegelgasse aufmerksam machen, wie die Aktivisten vor den Medien erklärten.

Die Liegenschaft, vor 86 Jahren Geburtsort der Kunstform Dadaismus, gehört seit einem Jahr der Rentenanstalt und soll ab April umgebaut werden. Geplant sind eine Apotheke und Wohnungen. Die rund 50 Dadaisten wollen dies verhindern. Sie haben das Haus vor drei Wochen besetzt und ein provisorisches Dada-Museum eingerichtet. Ihr Anliegen: Das Gebäude soll der dadistischen Kultur gewidmet werden.

Der Ort sei nicht nur aus historischen Gründen, sondern auch wegen seiner guten Lage geeignet für einen lebendigen Kulturbetrieb mit Bühne, Bar, Unterkünften und Arbeitsmöglichkeiten für Künstler, Philosophen und Aktivisten. Der Stadt Zürich war der Kauf des baufälligen Gebäudes zu teuer, als es seinerzeit zum Verkauf stand. Wie Jean-Pierre Hoby, Departementssekretär der Zürcher Kulturpflege, am Rand der Aktion sagte, würde es die Stadt aber begrüssen, wenn das Haus als Kulturort erhalten bliebe.

Die Dadaisten fordern nun einerseits den Zürcher Heimatschutz auf, die Initiative zu ergreifen und das Gebäude zu untersuchen. Es würden sich sicher noch einige wertvolle Überreste aus der Entstehungszeit der Kunstform finden lassen, hiess es an der Medienkonferenz.

Andererseits will die Gruppe aber auch selber einen Beitrag leisten und hat dazu die «fondation croesus» ins Leben gerufen. Bis Ende März soll Geld gesammelt werden, um das Haus der Rentenanstalt abzukaufen.

Genüge der bis dahin zu Stande gekommene Betrag der Besitzerin nicht, will man mit dem Geld so verfahren wie am Montag: Es wird aus dem Fenster geworfen, diesmal gestückelt in 10-Franken-Noten. Die finale «Fensterausschüttung» ist auf den 1. April, 12.00 Uhr datiert. Dabei handle es sich aber nicht um einen Aprilscherz, hielten die Dadaisten fest. Die Aktion vom Montag sollte verdeutlichen, wie ernst sie es meinen.

tagesanzeiger, 26.02.2002


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