Flugi von der Südanlage Gießen...


Zwei Jahrzehnte Südanlage 20 müssen fortgesetzt werden!!!

Der Mietvertrag für die Südanlage 20 ist gekündigt und läuft am 31. Oktober 1999 aus.

An diesem Tag gehen fast 20 Jahre selbstbestimmtes Leben und Wohnen in dem ehemals besetzten Haus im Zentrum Gießens zu Ende.

Damit scheint sich auch in Gießen ein Trend durchzusetzen, der schon in anderen deutschen Städten zu beobachten ist. So läuft auch in anderen Städten Deutschlands die Reprivatisierung besetzter und selbstverwalteter Lebensräume, so z.B. bei der Køpi in Berlin, bei der Steffi in Karlsruhe, beim Autonomen Zentrum in Heidelberg oder bei den Michael Barrax in Frankfurt. Des weiteren sind zahlreiche Bauwagenplätze wie z.B. in Kassel, Gießen oder Frankfurt von der Räumung bedroht.

  Zur Geschichte der Südanlage 20 in Gießen

Am 2. März 1981 wurde das Haus Südanlage 20 besetzt, nachdem es zuvor aufgrund der Planungen eines wahnwitzigen Straßenprojektes schon über vier Jahre leerstand. Was anfangs von der Öffentlichkeit noch als Faschingsscherz gesehen wurde, entwickelte sich nach und nach zu einem der bedeutensten autonomen Zentren in Hessen.

Zu Beginn der Besetzung diente die Südanlage 20 hauptsächlich als Wohnraum, der von den BesetzerInnen instandgesetzt wurde. Mit der Instandbesetzung wurde dem Trend entgegengewirkt, die Gießener Innenstadt in ein teures Büro- und Geschäftsviertel mit einigen wenigen unbezahlbaren Eigentumswohnungen umzuwandeln und alle, die nicht in die Glitzerwelt der Beton-, Glas- und Kommerzpaläste passen, an den Stadtrand oder in anonyme Wohnsilos abzudrängen.

Nachdem in Hessen Anfang der 80er Jahre erstmals eine Mehrheit der Bevölkerung SPD/ Grüne gewählt hatte wurde seitens der BesetzerInnen der Südanlage 20 und der ebenfalls besetzten Alicenstraße 18 im Rahmen der damaligen Koalitionsvereinbarungen Verhandlungen mit dem Land Hessen zum Abschluß von Miet- bzw. Erbpachtverträgen aufgenommen. Im Laufe der Verhandlungen konnte die damalige Landesregierung dazu gebracht werden, das Anwesen von der damaligen Besitzerin (Bundesrepublik Deutschland) zu erwerben, zum Abschluß von Verträgen kam es aufgrund von Disinteresse und Verschleppungstaktik der Landesbehörden allerdings nicht. Die Ende der 80er Jahre in Hessen regierende CDU verkaufte die sich dann im Landesbesitz befindlichen Häuser an private Investoren. In der Folge wurde die Alicenstraße 18 "entmietet" und luxussaniert, die BewohnerInnen der Südanlage 20 konnten in Verhandlungen 10jährige Mietverträge durchsetzen.

Die Mietverträge wurden mit dem Verein für kommunikatives, kollektives und trotzdem soziales Wohnen e.V. abgeschlossen, der von den Bewohnern bereits Jahre zuvor gegründet worden war. Im Rahmen der Mietverträge wurde das Hintergebäude der Südanlage 20 in Eigenarbeit zum neuen Infoladen ausgebaut, der alte Infoladen, der sich seit 1987 im Haupthaus befand zog um.

In der Südanlage 20 wohnen, arbeiten, feiern (kurz: leben) Menschen, die dort selbstbestimmt - alternativ zu ZweckWGs, anonymen Studentenwohnheimen oder anderen Lebensgemeinschaftnen - wohnen wollen- Die BewohnerInnen sind gleichzeitig Mitglieder des Mietvereins und tragen somit diesen und die Hausgemeinschaft durch ehrenamtliches Arbeiten (Organisation, Instandhaltung,...) Ein wichtiges Ziel des VEreins ist es, dem steigenden Mietwucher entgegen zu wirken und selbstverwalteten Wohnraum auch sozial Schwächeren Anbieten zu können. Das bedeutet aber auch, daß die BewohnerInnen relativ bescheidene Wohnbedingungen auf sich nehmen (schlechte sanitäre Anlagen, keine Zentralheizung, etc....) um in einer solchen Form miteinander Leben zu können.

Die Südanlage 20 steht seit 18 Jahren für:

Außer dem ist die Südanlage 20 Anlaufstelle und Treffpunkt unterschiedlicher kultureller und politischer Gruppen und ermöglicht dri Nutzung von Werkstätten und Proberäumen.

  Der Infoladen

Der selbstverwaltetet Infoladen, in dem täglich verschiedene Gruppen ihr Programm organisieren, bietet einen ungezwungenen, unkommerziellen Freiraum, den die Gruppen sonst nur schwer oder gar nicht finden. Als Beispiele sind Frauen/Lesben-Disco, Dienstags-Café, Frauen-Café, ein SchülerInnen-Antifa-Café, eine Konzertgruppe, die Kochgruppen der Volxküche und eine Archivgruppe zu nennen, die sich mit der Instandhaltung und Aktualisierung des Archivs beschäftigt. Im Archiv finden sich viele alternative, linke und allgemeinpolitische Zeitungen, Zeitschriften und Bücher der letzten 20 Jahre, die im großen Mediendschungel kaum Beachtung finden. Das Archiv ist einmalig in Hessen und für politisch interessierte Menschen unverzichtbar.

Im Infoladen und im selbst ausgebauten Keller des Haupthauses dinden regelmäßig unkommerzielle Konzerte, Vortrags- und andere Veranstaltungen statt. Währen sich die Stadt Gießen hochtrabend "Kulturstadt an der Lahn" nennt, ist das Kulturelle Angebotfür viele ihrer BewohnerInnen, vor allem für Jugendliche, viele StudentInnen, Arbeitslose und ArbeiterInnen (also Menschen mit einem schmalen Geldbeutel) entweder völlig uninteressant oder nicht bezahlbar. "Kultur" mit großem Aufwand und Budget betrieben, dient oft nur der Standort- und Imagepflege der Stadt.

Das Aus für die Südanlage 20 wäre ein Verlust für Gießen und weit darüber hinaus!

Leben, Politik und Feiern in selbstbestimmten und selbstverwalteten Freiräumen sind für uns untrennbare Voraussetzungen für ein Leben, das sich nicht in ersten Linie an Konsum und Profit orientiert.

  Was wir brauchen

ist ein großes Haus mit Wohnraum und Räumlichkeiten für Konzerte, politisches und kulturelles Engagement, für Gruppen, Werkstätten, Proberäume etc. als Ersatz für das Wohnhaus und den Infoladen. Dies muß zu günstigen Bedingungen miet- oder pachtbar sein (siehe z.B. Hafenstraße in Hauburg oder Autonomes Jugendzentrum in Bielefeld) Dafür sind wir auch zum Eigenausbau für die genannten Zwecke bereit.

Wir fordern die Stadt Gießen auf, Bedingungen dafür zu schaffen

Die BewohnerInnen und Ihre UnterstützerInnen

Frauen-Cafe, AntiFa-Front-Cafe, Diverse Volxküchen-Gruppen, Archiv-Gruppe,Schwulen-Cafe, (alle Infoladen Giessen), Homo e.V. Giessen, Assoziation Marxistisch Studierender GI, JUZ Antiphobia Oberkirch AntiFa.-Aktion Siegerland, Schwarzwaldstr. Karlsruhe, Ant:Fa Fula HH, Junge Grüne Kreuztal, AntiFa.-Aktionm Bünde AntiFa-Aktion Passau, Asta FH Koblenz, Cape Ö-Arbeitskreis Giessen,.Unabhängige AntiFa Essen, Infoladen Abraxas Osnarbrück, AntiFa Grisu Osnabrück, AntiFa.-Aktion Berlin Gneisenaustr., Autonome Zelle Landshut und Infoladen Landshut, AntiFa Moosburg, Autonomes Zentrum Hanau, VEB Siegen

auch [squat.net] unterstützt die Südanlage....

[squat!net]


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