Bologna Italien - HausbesetzerInnen von polizei und Staat bearbeitet


Bologna Italien: Hausbesetzerlnnen von Polizei und Staat bearbeitet Am 25. Mai l999 wurde in Bologna ein besetztes anarchistisches Zentrum (Laboratoria Anarchio Paglietta) geräumt. Die Polizei brach zusammen mit der bürgerlichen Presse in das Haus ein, um Andrea festzunehmen. Er, der als "gut bekannter Anarchist" gilt, konnte fliehen. Festgenommen wurde allerdings Sara, der vorgeworfen wurde, die Polizeiarbeit behindert zuhaben.

Grundlage dieser ganzen Aktion war der Brand eines DS-Büros in Bologna während des krieges. Die DS ist eine sozialistische Regierungspartei in Italien. Während des Krieges waren an die 30 ihrer Büros in Brand gesetzt worden. In dem besetzten Haus hatte die Polizei ein Flugblatt gefunden, welches mit "Individualita Anarchie" unterschrieben war. Dieses Impressum wird in Italien seit einigen Jahren verwendet. In Bologna war einige Monate davor ein Militärpanzer angezündet worden und das am Tatort gefundene Flugblatt war auch mit "Individualita Anarchie" unterzeichnet gewesen. So benutzten die staatlichen Autoritaten eine neue Verschwörung mit diesem Namen um die anarchistische Szene anzugreifen und 18 Leute einzubeziehen. Am Ende karn es zu ungefähr 30 Hausdurchsuchungen in der Umgebung von Bologna und 7 Aktivistlnnen erhielten- einen Haftbefehl (sie werden als Gründerlnnen dieser Organisation betrachtet),und 11 Leute bekamen die Auflage, sich täglich bei der Polizei zu melden. Glücklicherweise sind 16 von diesen 18 Leuten untergetaucht, gleich nachdem sie gemerkt hatten, um was es hier ging. Ein Aktivist namens Tommaso wurde ins Gefängnis gesteckt, während Sara bereits wieder zu hause war.Die Anklage gegen Sara lautet jetzt nicht mehr auf "Behinderung der Polizei" sondern "Bildung einer subversiven Organisation", was in Italien eine sehr ernstzunehmende Anschuldigung ist.

Nach ungefähr einem Monat gab es eine Anfrage an den Obersten Gerichtshof, und bei der Analyse des Falles wurde ersichtlich, daß es keinerlei Beweise für diese Vorwürfe gibt. Aus diesem Grund sind die 18 Leute jetzt wieder frei, allerdings bis zu dem Prozeß, weil die Anklagen nicht fallen gelassen worden sind!

Die Anklage bestehen wegen der Besetzung verschiedener Räumlichkeiten, Plakatieren, Bildung eines Tumults an einem öffentlichen Platz und Diebstahl, und nicht weiter wegen der DS- oder der Panzergeschichten. Wegen dieser "Strafttaten" wurden die Aktivistlnnen bereits angeklagt und warten jetzt auf ihren Prozeß. Die "subversive Organisation" ist nur eine Erfindung, um höhere Haftstrafen zu ermöglichen. In Italien versuchen die Herrschenden also wirklich Menschen ohne irgendwelche Beweise hinter Gitter zu bringen, und die Bildung einer Verschwörung scheint die beste Idee dafür zu sein.

(Artikel von einem ital. Anarchisten, übersetzt von Anarchist Black Cross Innsbruck, leicht gekürzt für die RH-Zeitung)

Rote Hilfe Zeitung 4/99


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