Kurzzeitige Besetzung der ehemaligen KFZ - Zulassungsstelle in Bremen


Wir haben uns heute, am Freitag, dem 15.6.01 die ehemaligen Räumlichkeiten der KFZ-Zulassungsstelle in Bremen (Georg- Bitter- Str., Bremen- Hastedt) einen Abend lang angeeignet. Uns geht es dabei nicht nur darum, gemeinsam ein Konzert zu veranstalten und gemeinsam zu feiern- Ziel der Aktion ist es vielmehr, unserer Vorstellung von selbstbestimmter unkommerzieller Kultur Raum zu geben:

"Eine Kultur, die von uns selbst bestimmt wird, die auf Solidarität, Gleichberechtigung und Autonomie basiert. Eine Kultur, die sich bewußt gegen die herrschende stellt und deren Mensch und Natur zerstörenden Charakter überwindet. Die Notwendigkeit, neue gemeinsame Formen des Zusammenlebens zu finden, die Entfremdung zwischen uns zu überwinden, das patriarchale Denken, den Leistungszwang, das Gewinnstreben, die verinnerlichten autoritären Strukturen, die zwischenmenschliche Kälte. Die Notwendigkeit, andere Wege zu gehen, den inneren Willen zu erkennen, zu Fantasie und Kreativität zurückzufinden, Freiräume zu schaffen, sich zu wehren, Widerstand zu leisten, zu kämpfen, zu träumen, zu geben, zu leben." (w.s.)

Das ehemalige Gebäude der Zulassungsstelle steht in diesem Zusammenhang stellvertretend für die große Menge ungenutzt leerstehender Immobilien in Bremen. Daß diesem Leerstand auch in anderen Städten ein Bedarf an selbstbestimmtem Wohn-/ Kulturraum gegenübersteht, zeigen die jüngsten Hausbesetzungen in Münster, Erfurt, Rothenburg oder Bochum. Trotz der unerbittlichen Haltung deutscher Stadtverwaltungen, die seit Anfang der 1990er die Grundlage der rigorosen Räumungspolitik bildet, sind nach wie vor Menschen bereit, den herrschenden Verhältnissen die Stirn zu bieten und sich ihren Raum zu nehmen. Die Verfechter der sog. Inneren Sicherheit Deutschlands haben offensichtlich ihr Ziel, unabhängige linke Strukturen zu zerschlagen bzw. deren Schaffung im Keim zu ersticken noch nicht erreicht. Parallel zu unverhohlen repressivem Vorgehen findet insbesondere in Bremen eine andere Strategie ihre Anwendung: Langjährig etablierte Projekte wie das Kultur- und Politikzentrum "Sielwallhaus" werden z.B. durch massive Mieterhöhungen (in diesem Fall steht eine Versiebenfachung der Mietpreises zu erwarten) in eine massive Abhängigkeit von städtischen Subventionen getrieben: In Zeiten vermeintlicher Knappheit öffentlicher Gelder kann dies dann die Schließung bedingen- der Senat hat bereits angekündigt, dem Sielwallhaus sämtliche Zuwendungen zu streichen. Auch das Jugendfreizeitheim Friesenstrasse und das Mädchenkulturhaus sehen sich neben zahlreichen anderen Projekten in ihrer Existenz bedroht. Angesichts dieser Erosion im Bereich öffentlicher Jugend- und Kulturarbeit ist es heute mehr denn je notwendig, selbstverwaltete unabhängige Strukturen und Zentren zu schaffen, die es uns ermöglichen, unsere Vorstellung von Kultur und Politik umzusetzen.

Solidarität mit allen autonomen Zentren! Herzlichste Grüße an die Berliner Køpi, die Karlsruher Ex-Steffi, die Hamburger Rote Flora, die Hanauer Metzgerstrasse und all die anderen!

eMail: squat.hb@hushmail.com

[squat!net]


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