Aufruf zur Demo am 26.02.2000, 14 Uhr Berliner Platz, Gießen


Zwei Jahrzehnte Südanlage 20 Gießen müssen fortgesetzt werden !!!

Nach längeren Verhandlungen mit der mittlerweile neuen Eigentümerin einer GbR, Horst Faltus als Vertreter (sowie Toni Steglich u. Brigitte Schwan-Steglich) stehen nun die Daten für die drohende Räumung des Zentrums Südanlage 20/ Infoladen fest. Der Infoladen soll zum 01.03.2000 geräumt den neuen EigentümerInnen übergeben und kurze Zeit später platt gewalzt werden. Für das Vorder- und Wohnhaus (samt Kellergewölben) steht am 31.01.2001 die Herausgabe bevor.

  Ein kurzer Überblick über eine lange Geschichte:

Kurz vor dem Ablaufen des 10-jährigen Mietvertrages, im Februar 1999, traf die Kündigung für den Verein für kommunikatives, kollektives und trotzdem sozialen Wohnen e.V. ein. Diese wurde von der Erbengemeinschaft Schulze, die das Haus nach dem Tod vom „alten“ Schulze überschrieben bekam, ausgesprochen.

Das am 02.03.1981 besetzte Haus wurde nach langen Verhandlungen mit dem Land Hessen an den Privatmann Schulze verkauft. Dieser einigte sich im Februar 1989 mit den BesetzerInnenn über einen 10-jährigen Vertragsabschluß für das Anwesen. Zu dem Vertrag gehörte, daß die BewohnerInnen das Hinterhaus erhielten, in welchem durch Eigenarbeit der Infoladen feierlich im November 1991 eröffnet wurde. Spätestens seit der Eröffnung, dient dieser vielen Menschen in Gießen, und darüber hinaus, als unkommerzieller Treffpunkt, an dem nicht nur Kultur, sondern auch linke Politik betrieben werden kann. Hier finden Gruppen und Einzelpersonen Möglichkeiten sich selbst einzubringen oder einfach eine Alternative zu dem fast überall vertretenem Mainstream.

  Was geschah seit der Demo am 08.05.99 ?

Die mit etwa 350 Menschen besuchte Demo (welche in einem völlig unverhältnismäßig großen Polizeiaufgebot von den BürgerInnen abgeriegelt wurde) zeigt, daß das Interesse für ein Ersatzobjekt groß ist. Das dies noch lange nicht alle waren, die sich gegen ein Ende des Zentrums aussprechen, zeigt die Unterschriftenaktion, bei der beinahe 3000 Unterschriften zustande gekommen sind.

Denn seit Mitte des Jahres fanden vier weitere Informationsstände in der Innenstadt statt, welche auch von vielen BürgerInnen positives Feedback brachten.

Als erstes (!) Zeichen für die Herren und Damen Stadtverantwortlichen, daß wir es ernst meinen, besetzten etwa 40 Personen die Stadtverordneten- versammlungsballustrade am Berliner Platz. Zu Beginn der Versammlung wurden Forderungen verlesen, Flugblätter „verteilt“ und Transparente entrollt, die auf die Mißnutzung von Gebäuden in der Innenstadt aufmerksam machen sollte.

Vernichtung von Kultur zum Wohle wirtschaftlicher Interessen ! Die GbR um H. Faltus plant auf dem Anwesen ein "futuristisches Gebäude" für Geschäftsräume bzw. (für die meisten) unbezahlbaren Wohnraum. Generell ist dies der Trend, der in der Stadt Anklang findet. Finanzkräftiges Potential soll den Innenstadtbereich (oder auch wahnwitzig den Berliner Platz) zu einem reinem Konsumgebiet umgestalten. Günstiger Wohnraum wird beseitigt, kulturelle Plätze sind sowieso die Seltenheit. Es findet eine Selektion statt, bei der nur diejenigen mithalten können, die das nötige Geld haben. Die Innenstadt soll nur von denjenigen genutzt werden, die Geld hineinbringen bzw. anziehen. Das Leben in der Innenstadt soll sich auf ein schnelles Konsumieren beschränken und "Subjekte" (siehe sog. "Punkerproblem" oder Berber im Anlagenpark) aus den Augen der LadenbesitzerInnen vertreiben. Man/frau stelle sich vor, Menschen nutzten die Innenstadt ohne nur einen Pfennig hineinzutragen. Das Zentrum Südanlage 20, welches nun seit fast 20 Jahren besteht, soll also einem unsicheren Finanzprojekt weichen. Die Stadtherren/damen strahlen Desinteresse aus (OB Mutz), oder vertrösten mit warmen Worten (Bürgermeisterin Hagemann). Eventuelle Möglichkeiten, welche von unserer Seite in Betracht kommen, werden nicht ernst genommen, obwohl es in der Innenstadt einige Gebäude gibt, die leerstehen, doch aus Investitionsgier nicht freigegeben werden (Alte Post, Bleichstr. 26, altes Zollamt, Bundesver-mögensamt Bhf-str., Samen-Hahn, versch. Bahngebäude usw.).

Das Ende droht, der Infoladen lebt weiter!

Trotz des drohenden Ende des Zentrums treffen sich noch diverse Gruppen, wie das Frauen-Cafe, das AntiFa-Cafe, die Rote Hilfe-Gruppe und die diversen Volxküchengruppen. Die Konzerte der verschiedenen Konzertgruppen laufen weiter (nach März im Keller). Es sind sogar noch neue Gruppen in den letzten Monaten hinzugekommen, wie das AntiFa SchülerInnen-Cafe oder die "Kultur-Offensive gegen den Krieg" sowie eine Archivgruppe, die das für Hessen (fast) einmalige Archiv verwaltet. Auch wenn der Infoladen ab März im Hinterhaus wegfallen sollte, wird der Infoladenbetrieb im selben Maße weiterlaufen, (fast) TÄGLICH! Die politische und kulturelle Arbeit wird von da an übergangsweise im ersten Stock des Vordergebäudes stattfinden und ist auch weiterhin für jedeN nutzbar! Dies ist natürlich keine auf Dauer befriedigende Lösung, denn somit fallen Platzmängel für Kultur- und auch Wohnraum an.

Daher bleibt die Forderung nach einem Ersatzobjekt aktueller und dringlicher denn je. Für den Erhalt selbstbestimmter Lebensräume!

Hände weg von der Køpi (Berlin) und allen anderen Zentren und Häusern. Ersatz für das AZ in Heidelberg!

  Was wir brauchen:

Ist ein großes Haus mit Wohnraum und Räumlichkeiten für Konzerte, politisches und kulturelles Engagement, Werkstätten, Proberäume etc. als Ersatz für das Wohnhaus und den Infoladen. Dies muß zu günstigen Bedingungen langfristig miet- oder pachtbar sein. Dafür sind wir natürlich auch zum Eigenausbau bereit.

Wir fordern die Stadt Gießen, auf:

Daher:

DEMO 26.02.2000, 14 Uhr Berliner Platz, Gießen

im Anschluß: Vokü und Konzert im Jokus Ostanlage (Nähe Abschlußkundgebung)

PS: Um den 1. März wird es Aktionen geben. Schlafplätze sind dann vorhanden.

Folgende Gruppen unterstützen die Forderung:

Frauen-Café, AntiFa-Front-Café, Diverse Volxküchen-Gruppen, Archiv-Gruppe, Kino-Gruppe (alle Infoladen Gießen, HOMO e.V. GI,Assoziation Marxistisch Studierender GI, Juz ANTIPHOBIA Oberkirch, AntiFa-Aktion Siegerland, SCHWARZWALDSTR. Karlsruhe, AntiFa FULA + Bandkollektiv SCHUTT&SCHEISSE HH, Junge Grüne Kreuztal, AntiFa-Aktion Bünde, AntiFa-Aktion Passau, AntiFa Koblenz, CAFE Ö, Arbeitskreis Gießen, Unabhängige AntiFa AKTIV Essen, Infoladen ABRAXAS + AntiFa GRISU Osnabrück, AntiFa-Aktion GNEISENAUSTR. Berlin, Autonome Zelle Landshut und Infoladen Landshut, AntiFa Moosburg, Konzertgruppe SCHWARZER KOBOLD Hanau, VEB Siegen, AntiFa-Aktion Stuttgart, ZORO e.V. Leipzig, JUSO-FORUM + UB Gießen, KØPI Berlin, Infogruppe Limburg, DIE AU Ff./M., MICHAEL BARRAX Wohnen Arbeiten Leben e.V. Ff./M., Antifa-Aktionsbündnis Rhein-Neckar insbesonders Antifa Neckar-Odenwald / Keine Lichterketten, STØREGØRE + AZ im Exil + Zeitung SABOTAGE aus Heidelberg, Infotelefon GARFIELD, Autonome Antifa Pforzheim, Junge Demokraten / Junge Linke LV Hessen, AStA JLU GI, Agrar, H&E and friends / Demokratische Linke Gießen, DKP Gießen, VVN/BdA GI, SDAJ Gießen + Wetzlar, Friedensgesellschaft BRD/Kuba GI, ROTE HILFE Gießen, AGF GI, Deutsche Friedensgesellschaft / Vereinigte Kriegsdienst- gegnerInnen Lahn-Dill, EdelweißpiratInnen Beckum, infoladen + WG SCHWARZE KATZE Nürtingen, EXZESS Ff./M., Café KLATSCH Wiesbaden, Antifa Notruf Infotelefon GI, Antifa Lahn-Dill, Café WOJTYLA Freigericht-S., STÖRTEBECKER HH, infoladen UMSCHLAGPLATZ Bremen, Café´s TRAUMA + AM GRÜN HAVANN8, Radio UNERHÖRT und Infoladen Marburg, ALTE FEUERWACHE Bad Nauheim, Partnerschaft DRITTE WELT e.V. Gießen, AG im Haus MAINUSCH Mainz, Infoladen Ludwigsburg, Umweltzentrum & WiGa Münster, AntiFa-,AntiAtomPlenum-,Anti-Expo(alle Aachen) und etwa 3000 Unterschriften

[squat!net]


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