Kompromiss mit Besetzern zeichnet sich ab - Boumans -


POTSDAM. Im Streit um das Haus in der Kurfürstenstraße 5 zeichnet sich eine Einigung ab. Hausbesetzer und der Eigentümer des Hauses, Frank Schuster, trafen sich in der Nacht zu Dienstag, um über einen Verkauf des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes im Holländerviertel zu verhandeln. Die Besetzer hatten Schuster angeboten, das Haus für 400 000 Mark zu erwerben. Schuster gibt jetzt den Besetzern zwei Wochen Zeit, ihm ein offizielles Kaufangebot einzureichen und nachzuweisen, wie sie den Kauf finanzieren wollen. "Erst dann werde ich mich innerhalb von zwei Wochen entscheiden", sagte Schuster. Er behält sich aber vor, auch Angebote von anderen potenziellen Käufern bei seiner Entscheidung zu berücksichtigen.

Das Haus ist eines von sechs besetzen Häusern der Stadt. Es war am Himmelfahrtstag nach einem Brand von der Polizei geräumt worden. Da die Beamten den Wiedereinzug der Besetzer danach verhinderten, kam es zu Straßenkrawallen. Das Haus ist für die Besetzerszene bedeutsam, weil sich dort der Szenetreff "Boumann's" befindet. Die Besetzer hatten mehrfach bekräftigt, das Haus nicht aufgeben zu wollen und es als "politisches Symbol" der Besetzerszene weiter zu nutzen. Am Montagmorgen drangen sie dann in das abgesperrte Haus ein, um von "ihrem Recht auf weitere Nutzung" Gebrauch zu machen. Außerdem wollten sie nicht hinnehmen, dass das Haus durch Leerstand zerfällt, nachdem sie jahrelang mit der Denkmalpflege für den Erhalt gearbeitet hatten. Die Polizei schritt nicht ein, da der Hausbesitzer keine Anzeige erstattete. Die Besetzer räumten das Haus am Montagabend. Frank Schuster hatte dies als Vorbedingung für die Verkaufsverhandlungen gefordert.

"Das Gespräch zum Verkauf verlief in fairer Atmosphäre", sagte die Chefin des Jugendhilfeausschusses, Monika Keilholz (SPD). "Ich bin zuversichtlich, dass sich beide über einen Verkauf einigen können." Sie findet es richtig, dass die Besetzer für ihre seit Jahren betriebenen Projekte durch den Hauskauf auch juristische Verantwortung übernehmen wollen. Die Stadt werde dies unterstützen und die Verhandlungen begleiten. (bla.)

21. Juni 2000 Berliner Zeitung Brandenburg


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